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"Ausbluten der Gottesdienstfrömmigkeit" als Chance für Ökumene?
Der lutherische Catholica-Beauftragte, Bischof Friedrich Weber, hat einen neuen Vorstoß unternommen, um für evangelische und katholische Kirchengemeinden mehr gemeinsame Andachten und Gottesdienste zu ermöglichen.

Auch die Chancen von ökumenischen Sonntagsgottesdiensten sollten neu bedacht werden, empfahl Weber am Samstag vor Vertretern der lutherischen und unierten Kirchen in Timmendorfer Strand. Zustimmend äußerten sich die Landsbischöfe von Baden und Hannover, Ulrich Fischer und Ralf Meister.

Nach der offiziellen katholischen Position können ökumenische Gottesdienste am Sonntag nur eine Ausnahme sein, da sie die sonntägliche Eucharistiefeier für Katholiken nicht ersetzen könnten. Trotz dieser Zurückhaltung hoffe er auf Bewegung der katholischen Seite in dieser Frage, sagte der Catholica-Beauftragte in seinem Bericht für die Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands. Die Kirchen seien verpflichtet, in der Ökumene das gemeinsam zu tun, "was geht und nicht weniger", argumentierte Weber. Er fügte hinzu, das Feiern des Gottesdienstes sei ein höheres Gut als das Einhalten des Kirchenrechtes.

Gezielte Einladung an 'Sonntagen ohne Priester'

Argumente für ein neues Nachdenken über ökumenische Gottesdienste seien die kirchlichen Strukturveränderungen, der Priestermangel und der demografische Wandel. "Längst sind es nicht mehr nur Alter, Krankheit und Gebrechlichkeit, die Christen einen Zugang zur Eucharistiefeier verwehren", sagte der evangelische Theologe. Besonders in ländlichen Gebieten mit kleinen Dörfern könnten die Pfarrer nicht mehr in jeder Kirche wöchentlich einen Gottesdienst halten.

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An manchen Orten gehe es auch gar nicht mehr um die Konkurrenz zwischen ökumenischem Gottesdienst und dem römisch-katholischen Sonntagsgebot der Eucharistiefeier. Die Alternative laute immer häufiger "Wortgottesdienst oder gar kein Gottesdienst", argumentierte der Catholica-Beauftragte. Deshalb könnte es in solchen eucharistischen Notsituationen geboten sein, gegenseitig "ökumenisch Amtshilfe" zu leisten und den Sonntag nach transparenten Regeln gemeinsam zu feiern, schlug Weber vor.

Ohne den Wunsch nach einem gemeinsamen Abendmahl aufzugeben, könnten auch evangelische Christen zu katholischen Wortgottesdiensten eingeladen werden, ergänzte der Landesbischof. "Umgekehrt laden wir an 'Sonntagen ohne Priester' auch gezielt zu nicht-eucharistischen Gottesdiensten in unsere Kirchen ein."

Neuer Vizepräsident Christian Schad

Aufgegriffen wurde der Vorschlag von Bischof Fischer. Angesichts der Bildung großer Seelsorgeeinheiten in den katholischen Diözesen werde der Gottesdienstbesuch deutlich absinken und es drohe ein Ausbluten der Gottesdienstfrömmigkeit. Dies sei eine große ökumenische Chance, warb Fischer für Vereinbarungen mit den Diözesen.

Hannovers Bischof Meister bedauerte, dass es keine klare Linie in der katholischen Kirche hinsichtlich ökumenischer Gottesdienste gebe. Die evangelische Kirche müsse für sich klären, wie sie mit dieser Pluralität umgehe. Meister erinnerte daran, dass an "transitorischen Orten" wie Flughäfen, Krankenhäusern oder Gefängnissen gemeinsame Gottesdienste problemlos gefeiert werden können.

In seinem Bericht warb Weber weiter für eine ökumenische Dimension in den beiden großen kirchlichen Jubiläen - 50 Jahre Vatikanum und 500 Jahre Reformation. Diese seien keine ökumenischen Veranstaltungen, sondern würden von der jeweiligen Kirche verantwortet. Zugleich sei die verantwortliche Kirche verpflichtet, dem Jubiläum eine ökumenische Dimension zu geben. "Die eine Kirche lädt die andere ein, mit dabei zu sein", sagte Weber.

Die Vollkonferenz der Union Evangelischer Kirchen wählte am Samstag den pfälzischen Kirchenpräsidenten Christian Schad zum stellvertretenden Vorsitzenden. Schad folgt auf Christan Drägert. Der Vizepräsident der Evangelischen in Kirche im Rheinland geht 2013 in den Ruhestand. Geleitet wird der Zusammenschluss von zwölf unierten Kirchen vom badischen Landesbischof Fischer.