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TV-Tipp des Tages: "Blutadler" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Blutadler", 3. November, 20.15 Uhr im Ersten
Ein Obdachloser hat einen Mord beobachtet, aber als er die Mörder im Revier beschreiben soll, bleibt ihm das Wort im Halse stecken, weil sie just in diesem Moment im Büro auftauchen; die beiden Männer gehören zur Abteilung Organisierte Kriminalität.

Mit "Wolfsfährte" hat sich die Degeto vor zwei Jahren an ein neues Genre gewagt. Krimireihen, die auf Romanen basieren, sind für die ARD-Tochter nichts Besonderes, und in der Regel sind die Produktionen auch sehenswert. Mit den Büchern des schottischen Autors Craig Russell aber kam eine frische Farbe ins Spiel: Die auf deutsch bei Bastei-Lübbe erschienenen Romane sind Thriller pur. In der ersten Adaption suchten der Hamburger Kommissar Jan Fabel (Peter Lohmeyer) und sein Team einen Serienmörder, der sich zu seinen Taten durch die Märchen der Gebrüder Grimm inspirieren ließ. In "Blutadler" geht es, der Titel deutet es an, nicht weniger grausig zu. Die Opfer sind derart grässlich zugerichtet, dass der Film aus gutem Grund darauf verzichtet, die Leichen zu zeigen. Erneut handelt es sich um eine Mordserie. Diesmal basieren die Verbrechen auf einer uralten Wikingertradition, aber die Motive sind durchaus handfester Natur. Und der Mörder treibt ein perfides Spiel mit Fabel.

Uraltes Ritual verbreitet Angst und Schrecken

Das Drehbuch schrieb erneut Daniel Martin Eckhart, die Inszenierung besorgte diesmal Nils Willbrandt, doch auch seine düstere Umsetzung orientiert sich an amerikanischen Vorbildern: Die Filmemacher haben faszinierende Schauplätze gefunden. Einheimische werden Hamburg nicht wiedererkennen; die Stadt wirkt wie eine anonyme Metropole. Die diversen Vogelperspektiven verstärken diesen Eindruck noch: Als Individuum hat man hier keine Chance zu überleben. Wie klein und hilflos der Einzelne ist, unterstreicht eine fast schon gemeine Einstellung, die einen Zeugen auf Zwergengröße schrumpft. Der Obdachlose hat einen Mord beobachtet, aber als er die Mörder im Revier beschreiben soll, bleibt ihm das Wort im Halse stecken, weil sie just in diesem Moment im Büro auftauchen; die beiden Männer gehören zur Abteilung Organisierte Kriminalität. Sie arbeiten für einen ehemaligen ukrainischen Offizier und Kriegsveteran, der sich offenbar in großem Stil in Hamburg niederlassen will und mit Hilfe des uralten Rituals der "Blutadler"-Morde bei Freund und Feind Angst und Schrecken verbreitet. Ausgerechnet ein Ex-Polizist (Bernd Michael Lade) gilt als erster Verdächtiger, bis sich rausstellt, dass er als verdeckter Ermittler im Auftrag des BKA zwischen die Fronten der rivalisierenden Banden geraten ist; dort kommt er prompt um.

Neben der Bildgestaltung (Kamera: Eeva Fleig) beeindruckt auch diese zweite Russell-Verfilmung durch das namhafte Ensemble. Der asketische Lohmeyer ist nach wie vor die perfekte Besetzung für Fabel, der sein Leben weitgehend der Bekämpfung des Verbrechens widmet; dass er ein Privatleben hat, wird nur in wenigen Szenen angedeutet. Sehenswerte neue Ergänzung seines Teams (Hinnerk Schönemann, Lisa Maria Potthoff, Marie Lou Sellem) ist Ina Paule Klink in ungewohnter Rolle als harte Kollegin, die sich auf ein lebensgefährliches Abenteuer einlässt, als der Teufel sie zum Tanz bittet.

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Fabels Truppe wird im dramatischen Finale ohnehin dezimiert, und als sich endlich rausstellt, wer in dieser komplexen Handlung die Drähte zieht, ahnt man auch: Die Geschichte ist mit dem Filmschluss noch nicht zu Ende. Der Fernsehabend mit Jan Fabel auch nicht: Im Anschluss wieder holt die ARD "Wolfsadler".