Der Sturm Sandy zieht über Kuba hinweg
Foto: dpa/NASA
Der Sturm "Sandy" fegte auf seinem Weg in Richtung USA direkt über Kuba hinweg, hier aus dem All gesehen.
"Der Wiederaufbau hängt von langfristiger Arbeit ab"
Der Riesensturm "Sandy" ist über die Karibik hinweggefegt und hat dort 67 Menschen getötet, 51 von ihnen allein in Haiti. Dann traf "Sandy" auf die Ostküste der USA, knickte Bäume um und flutete New York. Millionen Amerikaner sind noch immer ohne Strom, mehr als ein Dutzend Menschen starben an den Folgen des Sturms. Michael Kessler, Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe, im Interview über Spenden und den Stand der Katastrophenhilfe in Haiti.
30.10.2012
evangelisch.de

Haiti scheint nach dem Erdbeben von 2010 von einer Katastrophe in die nächste zu rutschen. Wie können die Menschen dort wieder zu einem normalen Leben ohne Katastrophen zurückfinden?

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Kessler: Haiti war schon vorher nicht unbedingt ein stabiles Land. Risikoanfällig war Haiti schon vor dem Erdbeben. Da gab es politische Instabilität, Hunger, Hurrikane kommen da regelmäßig durch, auch Landverteilungsprobleme gab es schon immer. Insofern kann man nicht sagen, dass erst nach dem Erdbeben alles schlechter wurde. Es gab und gibt auch immer noch eine Präsenz von UN-Friedenstruppen im Land. Wie die Menschen dort wieder zurückkommen, hängt von langfristiger Arbeit ab, wie wir sie dort unterstützen. Wir engagieren uns ganz stark im Katastrophenschutz: Wir haben seit dem Erdbeben 600 erdbeben- und sturmfeste Häuser gebaut. Von denen ist jetzt keines weggeflogen. Außerdem haben wir Sturmunterkünfte gebaut, in denen die Leute jetzt unterkommen konnten. Dadurch gab es vielleicht auch jetzt weniger Tote.

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Über den Sturm "Sandy" wird fast überall berichtet, vor allem, seit er in den USA angekommen ist. Steigt die Spendenbereitschaft durch die Medienberichterstattung?

Kessler: Das hoffe ich doch! Es gibt ja eine Menge Katastrophen auf der Welt, die wir "vergessene Katastrophen" nennen, und da ist es besonders schwierig, Gelder zu akquireren. Eine Öffentlichkeit, wie wir sie jetzt haben, ist da sicherlich hilfreich.

Wie unterscheiden sich die Möglichkeiten der USA, Kubas und Haitis, auf so ein Desaster zu reagieren? Ist das überhaupt vergleichbar?

Kessler: Man muss sagen: Kuba ist ein relativ gut vorbereites Land im Vergleich mit anderen Kändern der Region. Nichtsdestotrotz leiden die Kubaner unter dem Wirtschaftsembargo, und sie können im Katastrophenschutz nicht so weit gehen wie die USA. Die USA sind außerdem ein relativ großes Land, in dem die Leute ins Hinterland flüchten können. Auf einer Insel wie Kuba geht das nicht, da können die Leute nur in die Sturmunterkünfte gehen. In Haiti gibt es eine Katastrophenschutzbehörde, mit der wir auch zusammenarbeiten. Wir haben gemeinsam Vorräte angelegt, vor allem Decken, Planen, Hygiene- und Kochsets und Nahrungsmittel. Aber leider sind die Haitianer von der Kapazität her weit davon entfernt, vergleichbar organisiert zu sein wie Kuba oder sogar die USA.

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Wohin sollten die Leute spenden: zweckgebunden nach Kuba und Haiti, für die USA oder allgemein an Hilfsorganisationen?

Kessler: Für die USA haben wir keinen Spendenaufruf gestartet, da haben wir auch keine Partner, mit denen wir zusammenarbeiten. Wir gehen davon aus, dass sich die USA zunächst mal selbst helfen können, mehr als Haiti und Kuba allemal. Wir nehmen gerne zweckgebundene Spenden an, aber allgemeine Spenden können wir überall auf der Welt einsetzen, auch dort, wo vergessene Katastrophen sind. Wir rufen aber für Spenden für Haiti auf, weil wir dort ein Programm haben und mit den Menschen vor Ort zusammenarbeiten.