Minderjährige seien im Syrien-Konflikt gefoltert, verstümmelt, vergewaltigt und bei Massakern ermordet worden, sagte die UN-Sonderberichterstatterin Radhika Coomaraswamy dem britischen Sender BBC am Dienstag. Täter seien Soldaten des Regimes von Machthaber Baschar al-Assad, Angehörige von Geheimdiensten und der regimetreuen Schabiha-Miliz.
Auch Rebellen setzten Kinder an vorderster Front ein. "Wir waren echt sehr geschockt", sagte die UN-Sonderberichterstatterin zu Kindern in bewaffneten Konflikten. Ihr Team sei mit schrecklichen Berichten aus Syrien zurückgekehrt. In vielen Konflikten auf der Welt würden Kinder im Kreuzfeuer getötet, aber dass Kinder unter zehn Jahren in Gefangenschaft gefoltert würden, sei extrem brutal, sagte sie.
In ihrem jährlichen Bericht richtet die UN-Sonderberichterstatterin zu Kindern in bewaffneten Konflikten die schwersten Vorwürfe gegen die Armee von Präsident Baschar al-Assad. "In fast allen aufgeführten Fällen waren Kinder unter den Opfern von Militäroperationen der Regierungstruppen", heißt es in dem Bericht, der sich auf die Zeit zwischen Januar und Dezember 2011 bezieht.
UN-Bericht mit "Liste der Schande"
Nach Schätzungen von Menschenrechtsgruppen wurden seit Beginn des Konflikts im März 2011 mindestens 1.200 Kinder in Syrien getötet. Die Syrischen Menschenrechtsbeobachter in London sprechen von insgesamt 14.000 Toten.
Im UN-Bericht werden 52 verschiedene Gruppierungen und Konfliktparteien genannt, die in etlichen Ländern Minderjährige misshandeln, missbrauchen oder gar töten. 32 dieser Gruppierungen werden bereits seit fünf Jahren auf dieser "Liste der Schande" genannt - unter anderem weil sie Kinder rekrutieren, töten, verletzten oder sexueller Gewalt aussetzen.
Erstmals werden mehrere Organisationen genannt, die Schulen oder Krankenhäuser angegriffen haben. Die Liste wird jedes Jahr auf der Basis einer 1998 vom UN-Sicherheitsrat verabschiedeten Resolution zur Verfolgung des Missbrauchs von Kindern in bewaffneten Konflikten zusammengestellt.
Wer hat das Blutbad von Hula angerichtet?
"Wir müssen Druck auf diese Gruppierungen ausüben - durch Sanktionen oder andere Aktionen des Sicherheitsrates und durch engere Kooperation mit nationalen und internationalen Gerichten", forderte Coomaraswamy. Zu Syrien sagte sie: "Die Welt führt auch exakt Buch über Gewalt, die in Syrien gegen Zivilisten verübt wird, und ich bin zuversichtlich, dass diese Verbrechen nicht unbestraft bleiben."
Die Massaker von Hula und Al-Kubair, bei denen insgesamt um die 200 Menschen umkamen, darunter auch viele Kinder, sind nicht erwähnt. Unklar ist weiter, wer für diese Gräueltaten verantwortlich ist. Augenzeugen berichteten, dass regierungstreue Milizen die Menschen umgebracht hätten.
Doch auch die syrischen Rebellen stehen im Verdacht, das Blutbad von Hula angerichtet zu haben, um sie der Regierung in Damaskus zur Last zu legen. Ein Team von UN-Beobachtern ist im Moment in Syrien, um die Einhaltung des Friedensplans von Sondervermittler Kofi Annan zu überwachen. Die Kämpfe gehen aber unvermittelt weiter.