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Für medizinische Hilfsprojekte sammelt die Vereinigung Ärzte ohne Grenzen Geld - aber nicht von jedem.
Nicht jede Spende ist willkommen
… zum Beispiel wenn der Absender moralisch zweifelhafte Geschäfte macht
Wer Gaben annimmt, wirbt damit oft auch für den Spender. Oliver Basu Mallick von Ärzte ohne Grenzen beschreibt die Praxis in seiner Organisation, die sich selbst strenge Regeln auferlegt hat.

Seit einigen Jahren finden sich immer mehr Unternehmen, die Ärzte ohne Grenzen unterstützen. Die Formen reichen von Spenden bis hin zu Kooperationen in Form von Lizenzverträgen. Ein Verlag verkauft beispielsweise Weihnachtskarten, ein anderer Comics zu unseren Gunsten. Eine Uhrenmanufaktur hat ein Sondermodell mit einem aufwendigen Sonderkatalog für unsere Nothilfe herausgegeben. Mitarbeiter von Firmen engagieren sich und organisieren Tombolas auf Betriebsfesten, Benefizläufe oder Mitarbeitersammlungen.

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Diese finanzielle Unterstützung ist wichtig – und letztlich sind es Spenden, die die Arbeit von Ärzte ohne Grenzen finanzieren. Die Unterstützung von Unternehmen ist oft längerfristig angelegt und sichert damit die finanzielle Planung von Projekten. Weiterhin stellen Unternehmen mit ihren Mitarbeitern Netzwerke dar, über die wir neue Zielgruppen erschließen können.

Dennoch nimmt Ärzte ohne Grenzen nicht jede Spende an. Wir sind eine gemeinnützige, internationale humanitäre Organisation, die in Ländern, in denen die Gesundheitsstrukturen zusammengebrochen sind oder Bevölkerungsgruppen unzureichend versorgt werden, medizinische Nothilfe leistet. Unsere Ärzte, unser Pflegepersonal und unsere Logistiker leisten diese Hilfe unabhängig von der ethnischen Herkunft der Opfer und ihrer religiösen oder politischen Überzeugung. Wir arbeiten unparteiisch, neutral und unabhängig von politischen und wirtschaftlichen Einflüssen.

Ganze Wirtschaftszweige stehen auf der roten Liste

Um jeden Verdacht der Parteilichkeit oder der Abhängigkeit bereits im Ansatz zu vermeiden, hat Ärzte ohne Grenzen diese ethischen Grundsätze auch für die Annahme von Spenden bzw. zur Bewertung von möglichen Kooperationspartnern zur Auflage gemacht. Die internationale "Corporate Fundraising Policy" von Ärzte ohne Grenzen untersagt daher die Annahme jeglicher Firmenspenden oder Kooperation mit Unternehmen, die den Verdacht auf Parteilichkeit oder Abhängigkeit begründen oder stärken könnten.

Daher hat sich Ärzte ohne Grenzen darauf verständigt, aus einigen Branchen grundsätzlich keine Spenden anzunehmen, deren Produkte die Gesundheit schädigen oder gewaltsame Konflikte schüren können. Dazu zählen die Tabak- und Alkoholbranche sowie weite Teile der rohstofffördernden Industrie (Gold, Seltene Erden und Öl). Spenden aus der Rüstungsindustrie lehnen wir ebenfalls aus nachvollziehbaren Gründen ab, da wir als medizinische Nothilfeorganisation in vielen gewaltsamen Konflikten die Opfer versorgen.

Auch von der Pharmaindustrie akzeptiert Ärzte ohne Grenzen keine Spenden: Solange Pharmakonzerne häufig die Produktion kostengünstiger Medikamente blockieren und sich Millionen Menschen in ärmeren Ländern lebenswichtige Medikamente nicht leisten können, nehmen wir keinerlei Spenden von diesen Firmen an. Nur wenn wir unabhängig sind, können wir die Pharmaunternehmen für diese Praxis offen kritisieren und Veränderung einfordern.

Penible Kriterien zum Aussortieren "kritischer" Spender

Bei unseren Entscheidungen und Recherchen berücksichtigen wir, dass wir effektiv und kostensparend vorgehen müssen. Nicht jedes Unternehmen können wir uns im Detail anschauen und nicht jede Spende einzeln auf ihre Herkunft prüfen.

Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, Spenden von Unternehmen ab einem Betrag von 3.000 Euro zu prüfen. Die oben aufgeführten Kriterien werden dabei immer angesetzt – ergänzt durch weitere Kriterien. Für die Prüfung nutzen wir öffentlich zugängliche Quellen wie Mediendatenbanken, das Internet, Auskunfteien oder andere Nichtregierungsorganisationen. Der Prozess der Prüfung ist standardisiert und wird dokumentiert. So bleiben Entscheidungen nachvollziehbar.

Auch im Prüfprozess bleiben zwei Aspekte der ethischen Vorgaben zentral: Zum einen darf die Sicherheit unserer Projekte und Mitarbeiter durch Kooperationen und die Annahme von Spenden nicht gefährdet werden. Zum anderen muss das Ansehen der "sozialen Marke" Ärzte ohne Grenzen gewahrt bleiben.

Mit diesen minimalen Standards erhalten die Fundraiser bei Ärzte ohne Grenzen ein Werkzeug zur Entscheidung über die Unterstützung durch Unternehmen an die Hand. Die Auswahl möglicher Partner in der Wirtschaft wird durch klare Kriterien begrenzt. Die Entscheidung über die Zusammenarbeit mit den verbleibenden Wirtschaftsbereichen liegt im Ermessenspielraum jeder nationalen Sektion von Ärzte ohne Grenzen.