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TV-Tipp des Tages: "Rosannas Tochter"
TV-Tipp des Tages: "Rosannas Tochter", 5. Juni, 20.15 Uhr im Ersten
Anwalt Josch opfert sich für seine asylsuchenden Klienten auf, ist im privaten Umfeld dafür um so rücksichtsloser. Als seine frühere Lebensgefährtin Rosanna bei einem Autounfall stirbt, will er sich um ihre 14jährige Tochter Aimée kümmern. Gattin Nela ist nicht begeistert.

Schon die erste Einstellung dieses Films ist von unangenehmer Intensität: Ein Mädchen liegt auf einer Wiese. Man spürt, dass die Ruhe trügerisch ist. Plötzlich quillt Blut aus ihrem Mundwinkel. Dann kippt die Kamera, der Blick öffnet sich, und man sieht im Hintergrund ein völlig demoliertes Auto, das gegen einen Baum gerast ist. Gegen Ende wird der Film das Eingangsbild zitieren: das reglose Mädchen, das Blut, diesmal aus der Nase; und der nahe Tod.

Charaktere mit Schattenseiten

Zwischen diesen beiden Momenten liegt ein Drama, das eine unbequeme Geschichte erzählt. Dass man ihr dennoch bereitwillig folgt, ist nicht zuletzt den herausragenden Leistungen der drei Hauptdarsteller zu verdanken. Sie verkörpern ausnahmslos Charaktere mit Schattenseiten: Anwalt Josch (Fritz Karl) opfert sich für seine asylsuchenden Klienten auf, ist im privaten Umfeld dafür um so rücksichtsloser. Gattin Nela (Veronica Ferres) ist zwar die zentrale Figur der Handlung, hat aber ebenfalls Ecken und Kanten: Als Joschs frühere Lebensgefährtin Rosanna bei einem Autounfall stirbt, will er sich um ihre 14jährige Tochter Aimée kümmern. Nelas Begeisterung hält sich in Grenzen: Weil sie unter einer alles andere als liebevollen Mutter gelitten hat, will sie selbst keine Kinder; ihr Beruf ließe ihr ohnehin keine Zeit. Gerade sind die Gelder für ihr jüngstes Projekt bewilligt worden. Doch anstatt mit Hilfe der berühmten Jane Goodall die Nächstenliebe unter Schimpansen zu erforschen, zwingen die Umstände sie, sich um Aimée zu kümmern.

Das Drehbuch basiert auf dem gleichnamigen Roman von Amelie Fried und stammt vom mehrfach ausgezeichneten Autor Christian Jeltsch. Veronica Ferres hält die Vorlage für Frieds besten Roman: "Buch und Film behandeln ein sehr modernes Thema, das viel mit den Nöten und Ängsten, Problemen und Hoffnungen der Menschen zu tun hat." Den schwierigsten Part in der Figurenkonstellation hat allerdings die junge Mathilde Bundschuh, und erneut beweist Franziska Buch, Regisseurin diverser Kinder- und Familienfilme ("Emil und die Detektive", "Bibi Blocksberg und das Geheimnis der blauen Eulen"), ihr herausragendes Talent bei der Führung junger Schauspieler: Ihrem Namen zum Trotz ist Aimée alles andere als liebenswert, sie wirkt vielmehr wie ein Wesen wie aus einem Horrorfilm.

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Mit tiefgründigem Lächeln treibt das Mädchen konsequent einen Keil zwischen Josch und Nela, weil sie den Ziehvater für sich allein haben will. Der jungen Schauspielerin gelingt der Balanceakt zwischen Provokation und Mitgefühl beängstigend gut. Da die Geschichte bevorzugt aus Nelas Perspektive erzählt wird, vergisst man bald, dass das zunächst stumme Mädchen innerlich zerbrochen ist und ihr Verhalten selbst dann ein Hilferuf ist, als sie sich Josch wie eine Lolita an den Hals wirft. Am Ende sollen Drogen helfen, über den schmerzlichen Verlust  hinwegzukommen.