Zehn Jahre lang lebte Schlagerstar Roland Kaiser (60) mit einer chronischen Lungenkrankheit. 2010 spitzte sich die Lage dramatisch zu: "Für mich gab es nur zwei Alternativen - einer Organtransplantation zuzustimmen oder über kurz oder lang zu sterben." Heute, zweieinhalb Jahre später, ist er Dank einer erfolgreichen Transplantation geheilt und singt mit seiner zweiten Lunge wieder auf den großen Bühnen Deutschlands. Und regt zum bundesweiten "Tag der Organspende" an diesem Samstag zum Nachdenken "über mehr Mitmenschlichkeit" an.
"Hannover wurde zu meiner zweiten Geburtsstadt"
Kaisers Chance auf ein Spenderorgan war minimal, erinnert er sich. Lange stand er auf der anonymen Warteliste der Vergabe-Organisation "Eurotransplant". Sein Gesundheitszustand verschlimmerte sich Anfang 2010 drastisch. Gerade noch rechtzeitig stand dann doch eine geeignete Spenderlunge zur Verfügung. Im Februar 2010 wurde der Familienvater an der Medizinischen Hochschule Hannover operiert. "Hannover wurde zu meiner zweiten Geburtsstadt."
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Kaiser, der in den 1980er Jahren durch Hits wie "Santa Maria" berühmt wurde, ist dem Spender unendlich dankbar. "Dass ich durch die Lunge eines Fremden weiterleben darf", sagt der gelernte Werbekaufmann, "ist für mich ein Geschenk." Dass er wieder tief Luft holen könne und gesund sei, habe er aber auch der Kunst der Ärzte und Gott zu verdanken, sagt der gläubige Sänger.
Erfahrungsbericht und medizinischer Ratgeber
Über seine Lungenkrankheit und die Organspende hat Kaiser das Buch "Atempause - Alles ist möglich" geschrieben, eine Mischung aus Erfahrungsbericht und medizinischem Ratgeber. Im zweiten Leben des Schlagerstars klingt viel Optimismus mit. "Ich lebe nach dem gleichen Prinzip wie vor meiner Operation: immer nach vorne, ohne dabei meine Wurzeln zu verdrängen." Erst kürzlich hat er sich mit einem Patienten getroffen, der seit 17 Jahren mit einer neuen Lunge lebt.
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Mittlerweile engagiert sich Kaiser als Botschafter für die "Deutsche Stiftung Organtransplantation". Denn derzeit warten in Deutschland rund 12.000 Menschen auf ein Spenderorgan. Insgesamt sterben rund 15 Prozent der Wartenden, bevor es zu einer Operation kommen kann.
"Das Problem sitzt in der mangelnden Information"
Zu wenige Menschen hätten einen Organspendeausweis. "Das Problem sitzt in der mangelnden Information", sagt Kaiser. Er wünscht sich, dass jeder Mensch sich rechtzeitig für oder gegen eine Organspende entscheidet.
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Mögliche Zweifel am Handeln der Ärzte seien unbegründet, findet er. Denn im Fall einer Organentnahme müssten zwei Neurologen unabhängig voneinander den Hirntod diagnostizieren. "Nur bei einem Prozent der Patienten, die in deutschen Krankenhäusern sterben, tritt der Hirntod vor dem Herzstillstand ein", sagt Kaiser. So sei die Wahrscheinlichkeit, selbst ein Organ zu benötigen, viel höher als jene, selber als Spender überhaupt in Betracht zu kommen.
Dank der erfolgreichen Transplantation steht Roland Kaiser wieder mitten im Berufsleben und wird 2013 sogar eine achtwöchige Tournee durch Deutschland und Österreich starten.