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TV-Tipp des Tages: "All you need is Love"
TV-Tipp des Tages: "All you need is Love", 29. Mai, 20.15 Uhr auf Sat.1
Seit Katharina von ihrem in Berlin lebenden Sohn per Post davon in Kenntnis gesetzt wurde, er wolle heiraten, und zwar in seinem bayerischen Heimatort, träumt sie von einem rauschenden Fest und einer Enkelschar. Der Feier stünde auch eigentlich nichts im Wege, aber aus der Enkelschar wird nichts: Die Braut "Nicki“, die Sohn Hans stolz der Mutter vorstellt, entpuppt sich als junger Mann namens Nikolaus.

Vor 35 Jahren hat Wolfgang Petersens Homosexuellendrama "Die Konsequenz“ für derart viel Aufregung gesorgt, dass sich der Bayerische Rundfunk sogar aus der ARD-Ausstrahlung ausklinkte. Damals hätte man sich vermutlich auch "All You Need is Love“ aufgeregt; ein bisschen jedenfalls. Die Geschichte (Buch: Jessica Schellack, Kerstin Oesterlin) ist allerdings so harmlos, dass der Film ohne weiteres auch freitags im "Ersten“ laufen könnte. Außerdem verhält sich das männliche Pärchen äußerst züchtig; fast könnte man meinen, es habe überhaupt kein Sexualleben.

Schwulenwitze statt Nächstenliebe

Die Handlung allerdings ist durchaus reizvoll: Seit Katharina (Saskia Vester) von ihrem in Berlin lebenden Sohn per Post davon in Kenntnis gesetzt wurde, er wolle heiraten, und zwar in seinem bayerischen Heimatort, träumt sie von einem rauschenden Fest und einer Enkelschar. Der Feier stünde auch eigentlich nichts im Wege, aber aus der Enkelschar wird nichts: Die Braut "Nicki“, die Sohn Hans (Andreas Helgi Schmid) stolz der Mutter vorstellt, entpuppt sich als junger Mann namens Nikolaus (Manuel Witting). Auf ein rauschendes Fest hat Katharina jetzt aber keine Lust mehr. Die Dorfbewohner auch nicht: Fortan kursieren überall Schwulenwitze; die Mutter des Bräutigams wird konsequent ausgegrenzt. Schließlich entbindet sie der sonst gern Nächstenliebe predigende Pfarrer auch noch von ihren Aufgaben im Kirchenchor. Hans aber will sich das schäbige Verhalten nicht gefallen lassen. Stur besteht er darauf, im Dorf zu heiraten; dabei will sein Freund bloß noch so schnell wie möglich nach Berlin zurück.

Kern der Geschichte aber ist natürlich die Intoleranz der Dorfbewohner, die auch vor Hans’ eigenem Vater (Jürgen Tonkel) nicht halt macht; der versucht prompt, den Sohn beim gemeinsamen Bordellbesuch zu "kurieren“. Die krachledernen Scherze dürften durchaus der Realität entsprechen, eher jedenfalls als die Versöhnung am Schluss, als selbst die schlimmsten Schwulenhasser plötzlich ganz handzahm sind (Regie: Edzard Onneken). Aber es gibt auch Überraschungen, etwa das Outing von Katharinas Chefin, die sich als lesbisch entpuppt; und verblüffende Dialogmomente wie die Reaktion einer Kellnerin, der Katharina von der Homosexualität des Sohnes berichtet: "Hauptsache gesund“.

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Ohnehin sind die Einheimischen überaus treffend besetzt. Gleiches gilt für Jenny Elvers-Elbertzhagen als neue Frau von Hans’ Vater; Katharina empfiehlt ihr nach allerlei Schönheitsoperationen auch eine Hirnvergrößerung.