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Kita-Ausbau bis 2013: Für jedes Kind einen Platz
Wenn Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) am Mittwoch ihren Zehn-Punkte-Plan zum Ausbau der Kinderbetreuung vorstellt, spielen Zahlen eine tragende Rolle.
28.05.2012
epd
Ann Kathrin Sost

Wie hoch ist der Bedarf? Wie viele Plätze werden künftig fehlen? Diese Zahlen stehen in einem umfassenden Papier mit dem sperrigen Titel "Dritter Zwischenbericht zur Evaluation des Kinderförderungsgesetzes", kurz: Kifög-Bericht, der zeitgleich im Kabinett verabschiedet wird.

Etwa 39 Prozent der Kleinkinder sollen nach Wunsch der Eltern außer Haus betreut werden, heißt es seit geraumer Zeit. Der Sprecher des Bundesfamilienministeriums, Christoph Steegmans, bringt zugleich die Zahl von derzeit 130.000 fehlenden Kita-Plätzen bundesweit ins Spiel. Diese brauche es, um im Sommer kommenden Jahres den Bedarf von 750.000 Plätzen in Krippen und bei Tagesmüttern zu decken. Im Kifög-Bericht, der mit Erhebungen zu den Ausbaufortschritten vom März 2011 arbeite, findet sich diese Zahl nicht, erklärt Steegmans. Er spricht wolkig von "neuen Kanälen", die man "aufgebohrt" habe.

Das Ministerium ist sich dieser Zahlen sicher. Doch mancher Wissenschaftler sieht in Aussagen zum Betreuungsbedarf in einem Jahr nur einen Annäherungsversuch an ein schwieriges Forschungsobjekt: Familien mit Kleinkindern. Von August 2013 an haben diese einen Rechtsanspruch auf Betreuung. Ihr Bedarf wird durch Statistiken, Befragungen bei Jugendämtern, Kitas und Eltern ermittelt. Doch ganz sicher in die Zukunft von Eltern mit Babys kann niemand voraussehen.

Wunsch nach Bildung von Anfang an

"Wer sagen kann, was im August 2013 ist, den schlage ich für den Friedensnobelpreis vor", scherzt Christian Alt vom Deutschen Jugendinstitut (DJI). Auch das DJI trägt zum Kifög-Bericht bei, es befragt Eltern nach der Zahl ihrer betreuten Kinder und ihren Wünschen. So lässt sich ein Bedarf abschätzen, auch Alt spricht von rund 39 Prozent.

Aber: Alt sieht beim Thema Kinderbetreuung einen rasanten gesellschaftlichen Wandel. Das "Stigma" der "Rabeneltern", die kleine Kinder auswärts betreuen ließen, gerate mehr und mehr in den Hintergrund. Zugleich wachse die Qualität der Betreuung und der Wunsch der Eltern nach "Bildung von Anfang an".

Der DJI-Forscher macht dabei ein Phänomen aus: Mit dem Betreuungsangebot wächst auch die Nachfrage. Je mehr Kitas jetzt gebaut werden, desto mehr Eltern könnten also auch einen Kitaplatz für ihr Kind nachfragen. Wie sich umgekehrt das geplante Betreuungsgeld auf den Bedarf auswirkt, vermögen Wissenschaftler noch nicht zu sagen.

Kitabesuch: Gewinn für das Kind?

Zugleich spricht Alt von "zwei großen Unbekannten". Eltern entschieden erst gegen Ende ihrer Elternzeit endgültig über die Art der Betreuung. Zudem gebe es eine "Übergangsphase", in der kleine Kinder häufig erst stundenweise von einer Tagesmutter oder anderweitig betreut würden. Der Übergang in eine "Institution" folge dann fließend - ein Alptraum für Statistiker. Und für jene, die nun über den Ausbau von Krippen und Kitas entscheiden müssen.

Außerdem, das betonen sowohl Ministeriumssprecher Steegmans als auch DJI-Forscher Alt: Der bundesweite Bedarf von rund 39 Prozent sagt nichts über die Lage in den Bundesländern West und Ost, einzelnen Städten und Dörfern. Hier schwankt er zwischen kleinen Orten, an denen traditionelle Familienmodelle vorherrschen und/oder das Kind von Verwandten betreut wird, und "Schlafstädten" mit pendelnden Eltern, deren Betreuungsbedarf bei bis zu 60 Prozent liegt.

Zahlreiche andere Faktoren können weiterhin beeinflussen, für welche Betreuung sich junge Eltern im August 2013 entscheiden, ergänzt Alt: Arbeitszeitmodelle und ihre Umsetzbarkeit spielen ebenso eine Rolle wie die Frage, ob der Kitabesuch als Gewinn für das Kind gesehen wird. Auch hier gibt es bereits Untersuchungen, nach denen Eltern gern mehr und länger arbeiten, wenn sie ihr Kind in guten Händen vermuten.