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Regisseur Fatih Akin bei den Dreharbeiten zu "Müll im Garten Eden".
Vom Müll und mehr
Fatih Akin präsentiert in Cannes seinen neuen Dokumentarfilm
Deutsche Beiträge beim Filmfestival in Cannes sind rar: Der türkischstämmige Regisseur Akin liefert in diesem Jahr den einzigen Film aus der Bundesrepublik. Thema ist ein Umwelt-Desaster an der Schwarzmeerküste.
18.05.2012
epd
Barbara Schweizerhof

Nicht nur in Frankreich gilt Fatih Akin als der berühmteste deutsche Regisseur seiner Generation. Zu seinem internationalen Ruf gelangte der in Hamburg geborene Sohn türkischer Gastarbeiter mit einer Art filmischem Paukenschlag, als er für "Gegen die Wand" 2004 den Goldenen Bären auf der Berlinale gewann. Auf dem Filmfestival von Cannes war Fatih Akin schon mehrfach eingeladen: Sowohl als Mitglied der Jury als auch mit seinen Filmen. Nun präsentierte er sein neuestes Werk mit Titel "Müll im Garten Eden".

Besondere Aufmerksamkeit erhielt der Dokumentarfilm, weil er den einzigen deutschen Film des offiziellen Programms darstellt, das noch bis zum 27. Mai dauert. Der Film läuft außer Konkurrenz, wie schon früher die Akin-Dokumentation "Crossing The Bridge - The Sound of Istanbul". 2007 hatte Akin mit "Auf der anderen Seite" einen der in Cannes in den vergangenen Jahrzehnten so raren deutschen Wettbewerbsbeiträge gestellt.

Dokumente der Hilflosigkeit

"Müll im Garten Eden" wurde über einen relativ langen Zeitraum, von 2007 bis 2011, gedreht. Es geht dabei um eine Mülldeponie in einem idyllischen kleinen Ort namens Camburnu an der türkischen Schwarzmeerküste. Akins Verbindung zu diesem Ort ist biografisch: Sein Vater stammt von dort. Aus dem Film aber nimmt Akin seine Person ganz heraus. Es ist eine Geschichte, die ganz im Lokalen spielt und doch höchst universell ist.

Im Jahr 2007 wird in Camburnu eine stillgelegte Kupfermine zur Mülldeponie umgebaut. Die Menschen wehren sich mit zahlreichen guten Argumenten wie der zu großen Nähe zu Häusern, der Gefahr von Grundwasserverseuchung und Vergiftung der bewohnten Umgegend. Wie so oft, nicht nur in der Türkei, werden ihre Einwände weggewischt. Und Akins Kamera tut nicht viel anderes als über die nächsten Jahre zu verfolgen, wie alle Befürchtungen der Deponie-Gegner nach und nach eintreffen - und von schlimmeren Nebenwirkungen wie bestialischem Gestank noch übertroffen werden.

Leidenschaftliches Plädoyer

Akin porträtiert einige der Widerständigen über die Jahre wie den Bürgermeister, der immerhin gegen die eigene Partei opponiert. Er filmt aber auch immer wieder die langen Wortgefechte, die sich die Bewohner mit den Verantwortlichen liefern. Die reisen nur an, wenn sich mal wieder eine kleine Katastrophe auf der Deponie ereignet hat und etwa der Dorfbach sich schwarz färbt, weil das Deponieabwasser überläuft. Es sind Dokumente der Hilflosigkeit, vor Ort wollen alle nur das Beste, dort, wo Entscheidungen gefällt werden, aber herrscht blinder Anordnungswahn.

In ihrem Ablauf ist die Geschichte weder originell noch neu. Akin hält sich an die konventionellen Dokumentarfilmformen, die sprechende Köpfe mit Beobachtungen von Land und Leuten abwechselt. Er zitiert auch kaum Hintergrundfakten über Müllaufkommen oder Schadstoffmessungen. Trotzdem ist "Müll im Garten Eden" ein recht kraftvoller Film geworden, der sich nicht eitel darin sonnt, auf der richtigen Seite zu stehen, sondern leidenschaftlich Partei ergreift.