Kirchen rufen zum Jahreswechsel zu Respekt und Zuversicht auf
Sich Zeit nehmen, zuhören und das Gegenüber verstehen: Zum Jahreswechsel haben die Kirchen zu Offenheit und Zuversicht aufgerufen. Auch Bundeskanzler Scholz betonte in seiner Neujahresansprache die Kraft des Miteinanders.

Frankfurt a.M. (epd). Die Kirchen haben zum Jahreswechsel zu gegenseitigem Respekt und Zuversicht aufgerufen. Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, mahnte für 2025 eine „Kultur der Offenheit“ an. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, betonte in seiner Predigt am Silvestertag in Frankfurt am Main die Kraft der Hoffnung. Diese entfalte sich gerade „in Zeiten der Ernüchterung, der Irritation und Verunsicherung“, sagte der Limburger Bischof.

Hoffnung sei etwas anderes als Optimismus, sondern vielmehr das „Zutrauen, dass mein eigenes Leben sinnvoll ist und einem Ziel entgegenstrebt“, sagte Bätzing laut Redetext. Hoffnung setze ungeahnte Kräfte frei.

Es sei offensichtlich, dass Menschen hierzulande und weltweit zunehmend bedrückt leben und angesichts der Konflikte und Krisen zunehmend pessimistisch, angstvoll und wenig zuversichtlich in die Zukunft blicken, räumte Bätzing ein. Hoffnung aber sei „das Gegenbild von Furcht und Verzweiflung“.

Die EKD-Ratsvorsitzende Fehrs warnte in ihrer bereits am Montag veröffentlichten Botschaft zum Jahreswechsel auch vor einfachen Lösungen für komplexe Probleme. Man solle sich „Zeit nehmen. Zuhören. Verstehen wollen. Tiefer durchdringen“, erklärte die Hamburger Bischöfin. Dies sei auch ein Ausdruck gegenseitiger Achtung.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki rief im Silvestergottesdienst am Dienstagabend im Kölner Dom zu Solidarität und zum Einsatz für die Gemeinschaft auf. Die Gesellschaft werde „zusammengehalten durch gelebte und praktizierte Subsidiarität, durch Solidarität und Gemeinwohlorientierung“, sagte der Kölner Erzbischof laut Redetext. Die Währung für ein gelingendes gesellschaftliches Miteinander sei der respektvolle Umgang miteinander.

Er sei überzeugt, dass Respekt und Solidarität zu größerer Gerechtigkeit im Gemeinwesen führen, sagte Woelki. Gerechtigkeit schaffe Frieden. Christen seien beim Ringen und Suchen nach der Gestaltung der Welt „auf ein verlässliches Fundament gestellt“.

Der bayerische evangelische Landesbischof Christian Kopp mahnte in seiner Predigt zur biblischen Jahreslosung 2025, „Prüft alles und behaltet das Gute“, Toleranz für unterschiedliche Lebensweisen an. Unter einer sehr vielschichtigen Gesellschaft würden manche Menschen leiden, sagte Kopp laut Redemanuskript am Neujahrstag in der Matthäuskirche in München. „Die hohe Zustimmung zu extremistischen und rechtsextremen Positionen, die von nationalistischen Zusammenführungen träumen, sind auch darauf zurückzuführen.“ Es müssten aber alle lernen, ihren Weg zu gehen und die Lebensweisen der anderen auszuhalten.

Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) rief zum Jahreswechsel zu Zusammenhalt auf. Kraft entstehe aus Zusammenhalt, sagte der Regierungschef in seiner Neujahrsansprache, die am Silvesterabend ausgestrahlt wurde. Deutschland sei kein Land des Gegeneinanders oder „Aneinandervorbeis“, sondern ein Land des Miteinanders. Daraus könne man Kraft schöpfen - „erst recht in schwierigen Zeiten wie diesen“, sagte Scholz.

Dass die Menschen in Deutschland zusammenhielten, sei nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg am 20. Dezember „eindrucksvoll“ zu spüren gewesen, lobte der Bundeskanzler.