Trauernde nach Anschlag auf Weihnachtsmarkt in Magdeburg
epd-bild/Maike Glöckner
Blumen liegen als Zeichen der Trauer vor dem Eingang der St.-Johannis-Kirche in Magdeburg.
Kirche hilft Trauernden
Seelsorger sind hilfreich in Magdeburg
Der evangelische Polizei- und Notfallseelsorger Michael Kleemann betont die wichtige Rolle der Kirchen bei der Trauer um die Opfer des Weihnachtsmarkt-Attentats von Magdeburg. Kirche sei da stark, sagt er.

"Was ganz vielen Menschen unglaublich geholfen hat, dass sie sofort offene Kirchentüren gefunden haben", sagte Kleemann am Montag dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Da sind wir als Kirche stark." Es habe etwa Gottesdienstangebote, Mahn- und Trauerwachen gegeben. Menschen solidarisierten sich miteinander und stärkten sich damit auch, sagte Kleemann, der zugleich Superintendent, also Leitender Geistlicher im Kirchenkreis Stendal in Sachsen-Anhalt ist.

Pfarrerinnen und Pfarrer müssten jetzt Weihnachtspredigten neu schreiben, erklärte Kleemann. Viele Menschen kämen mit ihren Fragen in die Gottesdienste. Auch das sei ein kollektives Trauern. Das Beste für Menschen sei, wenn sie im eigenen Familien- und Freundeskreis aufgehoben seien und sie dort ernst genommen würden mit dem, was sie belaste. "Zusammenzustehen und zusammen Trauer und Leid zu teilen, ist eine Möglichkeit der Verarbeitung", betonte Kleemann.

Am Freitagabend war ein 50 Jahre alter Arzt, der seit 2006 in Sachsen-Anhalt lebt und aus Saudi-Arabien stammt, ungebremst mit einem Auto durch eine Budengasse auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg gefahren. Fünf Menschen starben, mehr als 200 wurden verletzt. Der Mann war in den sozialen Netzwerken als aggressiver Islamkritiker und AfD-Sympathisant aufgefallen.
Kleemann koordinierte den Einsatz der zwölf Notfallseelsorger aus der Region Stendal, die nach der Amok-Fahrt in Magdeburg im Einsatz waren. Auch die Krankenhäuser hätten sehr schnell reagiert, betonte der Notfallseelsorger. Einen Einsatz von dieser Dimension habe es den letzten 20 Jahren nicht gegeben. Die Hilfesysteme und die hohe Solidarität der Menschen hätten ihn sehr beeindruckt.

Als Polizeiseelsorger gehört Kleemann zum Kriseninterventionsteam der Landespolizei Sachsen-Anhalt. Dort gebe es regelmäßige Treffen, um Erlebnisse aus Einätzen zu verarbeiten, erläuterte er. Zudem werde mit einzelnen Dienstgruppen der Einsatz nachbesprochen. Ebenso seien die Polizeiseelsorger für einzelne Betroffene ansprechbar.