Verwaiste Weihnachtsmarktbuden nach dem Amoklauf
epd-bild/Maike Gloeckner
Mehrere Tote und mehr als hundert Verletzte nach der Amokfahrt eines Mannes auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg. Im Dom gibt es am Abend eine Andacht und Trauerfeier.
Tote bei Anschlag auf Weihnachtsmarkt
"Gedanken und Gebete sind in Magdeburg"
Nach dem mutmaßlichen Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt mit mindestens fünf Toten und mehr als hundert Verletzten haben die beiden großen Kirchen ihre Anteilnahme ausgedrückt.

"Der menschenverachtende Anschlag von Magdeburg macht uns fassungslos", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, und des Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, am Samstag. "Unsere Gedanken und Gebete sind in diesen Stunden in Magdeburg."

Das Entsetzen, die Trauer und die Anteilnahme empfänden derzeit viele Menschen in ganz Deutschland und weltweit. Man trauere mit den Angehörigen der Opfer des furchtbaren Angriffs und bete für die Verletzten und die Verstorbenen sowie für deren Angehörige, die um ihre Liebsten bangten, hieß es weiter. "So viele unschuldige Menschen sind dieser sinnlosen Gewalt unmittelbar vor dem Weihnachtsfest zum Opfer gefallen."

Ein 50-jähriger Arzt aus Saudi-Arabien soll am Freitagabend gezielt mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt in Magdeburg gerast sein. Nach Angaben von Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) starben dabei fünf  Menschen, darunter ein Kleinkind. Und es gab hunderte Verletzte. Am Samstag werden Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) in Magdeburg erwartet. 

Fehrs und Bätzing sprachen den Einsatzkräften und Notfallseelsorgern ihren Dank aus. Am Samstagabend ist ein ökumenischer Gedenkgottesdienst im Magdeburger Dom mit dem mitteldeutschen evangelischen Landesbischof Friedrich Kramer und dem katholischen Bischof Gerhard Feige angesetzt.

Der Dom ist den ganzen Tag über geöffnet, damit Menschen hier ihre Trauer ausdrücken können. Ein Vaterunser für Magdeburg von Pastor Frank Muchlinsky: 

Vater unser im Himmel
komm nach Magdeburg!

Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Komm in deine Welt!

Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Komm in deine Welt!

Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Komm in deine Welt!

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. 
Komm nach Magdeburg!
Amen.

Unterdessen gibt es zahlreiche Solidaritätsbekundungen mit den Opfern und ihren Angehörigen. Auch der Berliner evangelische Bischof Christian Stäblein spricht von einer Nacht des Entsetzens und der Fassungslosigkeit. "Wir kommen nicht zur Ruhe", sagte er dem RBB-Radio. 

Viele fühlen sich an den Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz am 19. Dezember 2016 erinnert. Stäblein sagte: "Wir suchen nach Worten, ringen mit dem Schrecken und dem Unfassbaren, versuchen Angst und Wut im Griff zu behalten."  

Spiegel online erwähnt im Zusammenhang mit dem mutmaßlichen Täter mehrere Warnungen aus Saudi-Arabien an deutsche Sicherheitsbehörden vor dem Mann Taleb A. Der Spiegel spricht nicht von einem islamistischen Hintergrund bei dem in Deutschland arbeitenden Facharzt und Psychiater. 

Auch das Landesnetzwerk Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt (Lamsa) hat zum Zusammenhalt aufgerufen. "Als Dachverband der Migrantenorganisationen in Sachsen-Anhalt appellieren wir an die Gesamtgesellschaft eindringlich, jetzt zusammenzustehen, sich gegenseitig zu unterstützen und den Zusammenhalt zu stärken", sagte Geschäftsführer Mamad Mohamad am Samstag in Halle. Man verurteile jegliche Form von Gewalt aufs Schärfste und stehe solidarisch an der Seite der Magdeburger Gemeinschaft in dieser schweren Zeit.