Moderne dunkelhäutige Frau sperrt ihr Ohr auf
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Mission.de gibt in seinem Buchtipp einen ersten Einstieg in die Tiefe, Vielfalt, Weisheit und den Humor weiblicher Schwarzer Stimmen.
Mission.de-Lesetipp
Buch: Neue Töchter Afrikas – 30 Stimmen
Dass Frauen in der europäischen Kulturgeschichte lange gar nicht und auch jetzt noch erstaunlich wenig wahrgenommen werden, zeigt sich am Kanon der "Weltliteratur" sowie an der seltsamen, geradezu lachhaft vereinheitlichenden Kategorie "Frauenliteratur". Vor dem Hintergrund der oft rassistischen Geschichte Europas sind es die Stimmen Schwarzer Frauen aus Afrika und der weltweiten afrikanischen Diaspora, die noch weniger gehört werden. Einen ersten Einstieg in die Tiefe, Vielfalt, Weisheit und den Humor solcher weiblicher Schwarzer Stimmen bietet die Anthologie "Neue Töchter Afrikas". Bloggerin Stefanie Burkhardt hat sie gelesen.

Das Buch "Neue Töchter Afrikas" ist eine echte Schatzkiste und eine Einladung, neue Horizonte zu erschließen, relevante Perspektiven auf die Welt kennenzulernen und den literarischen Kanon zu erweitern. Der Untertitel "30 Stimmen" ist hierbei eine klare Untertreibung, denn es ist ein Gemeinschaftswerk nicht nur der Autorinnen, deren Texte hier in deutscher Übersetzung vorgestellt werden.

Der Untertitel ist ganz klar auch ein Ausdruck der Kooperation vieler Frauen, die an der Auswahl, Übersetzung und Herausgabe beteiligt waren. Es handelt sich um den Nachfolgeband des Projektes "Daughters of Africa" von 1992, in dem die britisch-ghanaische Verlegerin Margaret Busby Texte von Frauen aus Afrika und der afrikanischen Diaspora weltweit einem breiten Publikum vorgestellt hatte. Bereits dieser Band war in der englischsprachigen Literaturwelt bahnbrechend und ist bis heute einflussreich.

Auch der zweite Band ist in der englischen Version (2019) von Busby verantwortet. Die deutsche Ausgabe, derer sich die Herausgeberinnen der Literaturreihe stimmen Afrikas angenommen haben, macht nun eine Auswahl von 30 Texten zugänglich. Das Kuratorinnen-Team versammelt hier Texte und Ausschnitte, die sowohl bezüglich des Genres, als auch der Herkunft und Biografien der Autorinnen äußerst divers sind.

Gedanken Schwarzer Frauen

Essays, Kurzgeschichten, Gedichte und auch eine Dramenszene finden sich hier, die mal still und nachdenklich, mal kämpferisch, mal traurig und mal zwinkernden Auges ein Panorama der Erfahrungen und Gedanken Schwarzer Frauen eröffnen. Der sich durchziehende Schwerpunkt ist "sisterhood", die solidarische Verbundenheit zwischen Frauen in all ihrer Komplexität und immer als Lebenskraft.

Die Texte erzählen von Familien- und Migrationsgeschichten, von Zugehörigkeit und der Suche nach den eigenen Wurzeln und immer wieder auch von Rassismus-Erfahrungen. Gerade in dieser Hinsicht ist das Buch ein erhellender Beitrag zur oft politisch aufgeladenen Diskussion, wie sie auch in Deutschland geführt wird. Denn die Texte zeigen in der Zusammenschau eindrücklich das universell Menschliche und das spezifisch Schwarze und Weibliche, indem sie die individuellen, mit einem ganzen Leben verbundenen Stimmen derer hörbar machen, die allzu oft nur abstrakter Gegenstand der Debatten sind.

Vor allem aber ist der Band eine Einladung, die intellektuelle und literarische Kraft der Autorinnen weiter zu erkunden. Die Kürze der Texte lässt die Leser:innen zuweilen etwas unbefriedigt zurück. Wenn dies zur Erkundung von anderen Veröffentlichungen der Autorinnen führt, erscheint gerade dies aber als glückliches Manko.

evangelisch.de dankt der Evangelischen Mission Weltweit und mission.de für die inhaltliche Kooperation.