Peine, Hannover (epd). Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) grenzt die infrage kommenden Regionen für ein Atommüllendlager weiter ein. In einem am Montag veröffentlichten aktuellen Arbeitsstand stuft das bundeseigene Unternehmen 13 von insgesamt 90 zuvor benannten Teilgebieten in die Kategorien C oder D ein, weil sie im bisherigen Auswahlverfahren eine oder zwei Hürden nicht übersprungen haben und damit voraussichtlich als Standort ausscheiden.
Dabei handelt es sich um vier unterirdische Gebiete mit Tongestein in Bayern und Brandenburg, die teilweise auch in benachbarte Bundesländer hineinreichen, vier sich jeweils über mehrere Bundesländer erstreckende Regionen mit Kristallingestein (Granit) sowie um fünf überwiegend in Norddeutschland liegende flache Steinsalzformationen. Alle anderen der ursprünglich 90 Teilgebiete hat die BGE eigenen Angaben zufolge noch nicht bewertet. Sie befänden sich „entsprechend weiterhin im Prüfprozess“.
Die veröffentlichten Arbeitsstände seien noch keine verbindlichen Ergebnisse, hieß es weiter. Erst Ende 2027 will die BGE Standortregionen für die überirdische Erkundung vorschlagen - wie viele das sein werden, stehe noch nicht fest. Dieser Vorschlag werde dann vom Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) geprüft, Wissenschaft und Öffentlichkeit würden durch das BASE beteiligt. Die Entscheidung trifft schließlich der Bundestag.
„Wir suchen in einem wissenschaftsbasierten Verfahren den Standort mit der bestmöglichen Sicherheit“, sagte Lisa Seidel, Bereichsleiterin Standortauswahl bei der BGE. „Daher setzen wir die Sicherheitsanforderungen für die Gebiete mit jedem Prüfschritt ein bisschen höher. Gebiete, die eine Hürde nicht überspringen, werden nicht weiterbearbeitet.“ So nähere sich die BGE Schritt für Schritt den Regionen mit der bestmöglichen Sicherheit.
Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) zeigte sich erfreut, dass voraussichtlich auch weitere niedersächsische Teilgebiete aus der Endlagersuche ausscheiden. Nachdem bereits der Salzstock in Gorleben als geologisch ungeeignet ausgeschlossen worden sei, fielen in Niedersachsen nun mit dem Solling-Becken sowie dem Thüringer Becken an der Weser und in Südniedersachsen weitere Salzstöcke aus dem Suchgebiet. Das Bundesland insgesamt bleibe jedoch weiterhin Suchraum.
In das noch zu findende Endlager sollen insgesamt rund 27.000 Kubikmeter hochradioaktiver Müll in knapp 1.800 Castor-Behältern gebracht werden. Bei den Abfällen handelt es sich um abgebrannte Brennstäbe aus den Atomkraftwerken und um stark strahlende Rückstände aus der Wiederaufarbeitung. Dieser Atommüll lagert derzeit dezentral in 16 Zwischenlagern.
Laut Gesetz soll der Standort für das Endlager bis 2031 feststehen. Die BGE hatte kürzlich aber bekanntgegeben, dass der Standort frühestens 2046 feststehen wird. Ein anderes Szenario sieht einen Zeitkorridor bis 2068 vor. In einer vom BASE beauftragten Untersuchung des Öko-Instituts heißt es sogar, dass unter „idealen Bedingungen“ frühestens 2074 mit einer Standortentscheidung zu rechnen sei - das wäre 43 Jahre später als ursprünglich anvisiert.