Fernseher vor gelbem Hintergrund
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3. November, ARD, 20.15 Uhr:
TV-Tipp: "Tatort: Unter Feuer"
Ein grauer Morgen auf einer einsamen Landstraße. Während sich zwei Polizistinnen noch fragen, warum ihre Kollegen ausgerechnet hier eine Verkehrskontrolle durchführen, nähert sich das Unheil bereits.

Kurz drauf fallen Schüsse, die Frauen stürzen in Panik zum Streifenwagen und rasen davon, der Mörder lässt sein zerschossenes Auto zurück und flieht zu Fuß. Eine nachdenkliche Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) ahnt angesichts der regelrecht hingerichteten Beamten, dass dieser Fall eine Größenordnung hat, die weit über die beiden Morde hinausgeht: Kurz zuvor hat der Mörder, Marek Krug (Max Mauff), sie angerufen. Leo war mit ihm in der Nähe des Tatorts verabredet, er wollte eine Frage beantworten, die sie seit neun Jahren beschäftigt: Warum musste ihr Bruder sterben? Martin Winkler, ebenfalls Polizist, ist bei einer Razzia erschossen worden. Obwohl er keine schusssichere Weste trug und noch unerfahren war, haben ihn die Kollegen vorgeschickt; es waren die gleichen Männer wie jene, die nun tot beziehungsweise lebensgefährlich verletzt auf der Straße liegen.

Die "Tatort"-Krimis aus Dresden sind fast immer herausragend, zumal die Fälle oft an die Nieren gehen und zuverlässig auf höchstem Niveau inszeniert sind. Mit seinem dritten Drehbuch für das Trio Winkler, Gorniak (Karin Hanczewski) und den Kommissariatsleiter Schnabel (Martin Brambach) knüpft Christoph Busche an die ersten Fälle Winklers (ab 2019) an, als die Familie der Kriminalkommissarin ebenfalls eine wichtige Rolle spielte. Deshalb wirkt nun auch Uwe Preuss als pensionierter Polizist wieder mit.

Schnabel und Otto Winkler sind alte Freunde, daher ist die Tochter zunächst allein unterwegs, denn ihr Chef würde umgehend den Ex-Kollegen informieren. Schnabel rastet wie zu erwarten auch prompt aus, als Leo ihm ihre Theorie mitteilt: Seit elf Jahren werden Dresden und das Umland von einer Einbruchserie heimgesucht. Bei den Gangstern handelt es sich nach Ansicht des zuständigen Ermittlers (Jörn Hentschel) um absolute Profis, die keinerlei Spuren hinterlassen. Vor einigen Wochen ist es dabei erstmals zu einem Todesfall gekommen; deshalb will Krüger nun aussteigen und "reinen Tisch" machen.

Leo Winkler ist überzeugt, dass ihr Bruder damals sterben musste, weil er zu viel wusste. Jano Ben Chaabane, der mit dem Auftaktfilm vor einigen Jahren den "Wien-Krimi" ("Blind ermittelt", seit 2018) geprägt hat, konnte es sich bei seiner Umsetzung des vorzüglichen Drehbuchs leisten, auf die üblichen Spannungsverstärker zu verzichten. Einige Schlüsselszenen sind in Zeitlupe, die Musik lauert im Hintergrund, die Bilder sind betont unbunt, aber ansonsten lebt "Unter Feuer" von der Geschichte und der rundum ausgezeichneten Ensembleleistung.

Zu den Mitwirkenden gehört neben Aybi Era und Paula Kroh als Polizistinnen auch Andreas Lust, der als Krimidauergast grundsätzlich stets zu den Verdächtigen zählt. Hier trägt er allerdings Uniform: Jens Riebold ist der väterliche Leiter jenes Reviers, dem einst auch Martin Winkler angehörte. Als Leo in den Sachen ihres Bruders stöbert, kombiniert Chaabane die Gegenwart mit einer schwarzweißen Rückblende: Die Geschwister sitzen gemeinsam in Martins Auto, er lässt nervös sein Benzinfeuerzeug auf und zu schnappen; das tut Leo nun auch und entdeckt auf diese Weise ein verstecktes Tütchen Kokain. Sie hatte damals ihren Vater darauf hingewiesen, wie sehr ihr Bruder "unter Strom" stünde. Der alte Winkler hat sich daraufhin bei Riebold erkundigt, ob alles in Ordnung sei; wenige Tage später war Martin tot.

Seine Spannung verdankt der Polizeifilm, der nicht bloß Krimi, sondern auch ein Familiendrama ist, der nach wie vor unbeantworteten Eingangsfrage, ob die Kollegen Martin auf dem Gewissen haben. Außerdem ist fraglich, ob Krüger lange genug leben wird, um für Aufklärung zu sorgen, denn allem Anschein nach gibt es neben ihm und den beiden Polizisten noch einen Kopf der Einbruchsbande, und der will mit allen Mitteln verhindern, dass Krüger auspackt.

Im letzten Akt spitzen sich daher die Ereignisse zu, zumal Busche gleich zwei Finals zu bieten hat: Das erste spielt in den leerstehenden Gewerberäumen, in denen sich Krügers Hauptquartier befindet; hier wird er von einem Scharfschützen aufs Korn genommen. Der Schauplatz des eigentlichen Showdowns ist jedoch weitaus interessanter: Riebolds Revier ist vor einigen Jahren provisorisch in eine ehemalige Kirche umgezogen, was den Ereignissen natürlich eine besondere Note gibt; außerdem überrascht das Drehbuch noch mit zwei echten Knüllern.