Düsseldorf, Berlin (epd). Pflegekräfte werden im laufenden Jahr deutlich besser bezahlt als 2023. Die durchschnittlichen Stundenlöhne für Beschäftigte in der Langzeitpflege stiegen gegenüber dem Vorjahr um 8,8 Prozent auf 22,60 Euro, wie der Spitzenverband der Pflegekassen am Freitag in Berlin mitteilte. Grund dafür sei die seit 2022 geltende Anbindung der durchschnittlichen Entlohnung an die Entwicklung der Tariflöhne. Patientenschützer begrüßen den Lohnzuwachs für die Pflegekräfte, kritisieren aber, dass die Pflegebedürftigen dafür aufkommen müssten.
„Die höheren Durchschnittslöhne in der Altenpflege zeigen, dass sich Pflegekräfte insgesamt auf eine faire Bezahlung verlassen können“, erklärte die Vorstandsvorsitzende des Spitzenverbands der Kranken- und Pflegekassen (GKV), Doris Pfeiffer. Der Lohnzuwachs liege signifikant über den Vorjahren, in denen es lediglich durchschnittliche Steigerungen um rund zwei Prozent pro Jahr gegeben habe.
Die Kehrseite der Medaille sei allerdings, dass sich höhere Löhne aufgrund der geltenden gesetzlichen Rahmenbedingungen auf die Eigenanteile der Pflegebedürftigen auswirkten, sagte Pfeiffer. Damit Pflegeeinrichtungen die höheren Löhne für die Pflegekräfte gegenfinanzieren könnten, müssten sie zumeist die Eigenanteile anheben. „Die Politik muss hier endlich Wege aufzeigen, um die steigende Belastung der Pflegebedürftigen wirksam zu begrenzen“, forderte sie.
Auch die Deutsche Stiftung Patientenschutz sieht die Politik gefordert. Es sei „wichtig und richtig, die Pflegekräfte angemessen zu entlohnen“, erklärte Vorstand Eugen Brysch in Dortmund. „Jedoch wird dabei vergessen, dass es in der Langzeitpflege allein die Pflegebedürftigen sind, die die Rechnung dafür begleichen müssen.“ Bereits jetzt seien „immer mehr Pflegebedürftige nicht mehr in der Lage, die Zeche zu zahlen“. Die Betroffenen warteten darauf, dass die Ampel-Regierung ein zukunftsfähiges Pflegegesetz vorlegt. „Bundeskanzler und Bundesgesundheitsminister müssen jetzt in wenigen Wochen liefern“, forderte Brysch.
Am höchsten ist das Lohnplus für Pflegekräfte den GKV-Zahlen zufolge mit zehn Prozent mehr in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Baden-Württemberg. Schlusslichter bei den Zuwächsen sind die Stadtstaaten Bremen und Berlin, wo Pflegekräfte nur vier bis fünf Prozent mehr Geld bekommen.
Bei Pflegehilfskräften ohne Ausbildung stiegen die Durchschnittslöhne den Angaben zufolge gegenüber dem Vorjahr um knapp 9,9 Prozent auf 19,26 Euro. Pflegeassistenzkräfte mit mindestens einjähriger Ausbildung erhalten durchschnittlich 21,41 Euro, das sind rund 9,6 Prozent mehr als bisher. Der neue Durchschnittslohn für Pflegefachkräfte legte um knapp 9,2 Prozent auf 25,93 Euro zu.
Seit zwei Jahren dürfen die Pflegekassen nur noch mit Heimen Versorgungsverträge schließen, die an Tarifverträge oder kirchliche Arbeitsvertragsrichtlinien gebunden sind, sich an Tarifverträgen orientieren oder das regional übliche Entlohnungsniveau für ihr Bundesland im Durchschnitt nicht unterschreiten. Die regional üblichen Entlohnungsniveaus werden jährlich von der Geschäftsstelle Tarifliche Entlohnung in der Langzeitpflege beim GKV-Spitzenverband ermittelt. Für die aktuelle Auswertung wurden die Meldungen von 11.000 Pflegeeinrichtungen berücksichtigt.