Martin Luther als Illustration aus dem 19. Jahrhundert
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Eine Illustration aus dem 19. Jahrhundert zeigt Martin Luther, der am Reformationstag im Mittelpunkt steht.
Tipps für den Reformationstag
Vom "Pommernapostel" bis zur lebendigen Jukebox
Mit seiner Kritik an der Kirche seiner Zeit hat Luther große Veränderungen in der Gesellschaft angestoßen, die später zum Entstehen der evangelischen Kirche führten. Der Reformationstag ist kein bundesweiter Feiertag, in den evangelischen Kirchen wird aber mit Gottesdiensten und Veranstaltungen an die Ereignisse am 31. Oktober 1517 erinnert. evangelisch.de führt einige Höhepunkte aus ganz Deutschland auf.

Einen ökumenischen Gottesdienst feiern Gläubige am Reformationstag (31. Oktober, 10 Uhr) in der Hamburger Hauptkirche St. Petri. Den Gottesdienst leitet die evangelische Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs, die Predigt hält der katholische Magdeburger Bischof Gerhard Feige, wie St. Petri-Hauptpastor Jens-Martin Kruse am Sonntag mitteilte. Fehrs ist auch amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland. Feige ist Vorsitzender der Ökumene-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz.

An dem Gottesdienst wirken Vertreter aus der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Hamburg mit. Mit dem ökumenischen Gottesdienst wollen die christlichen Kirchen in Zeiten, in denen die Spaltung der Gesellschaft immer offensichtlicher werde und der Zusammenhalt in Frage stehe, ein Zeichen der Verbundenheit und der Gemeinschaft setzen. In diesem Jahr werde in besonderer Weise die Erinnerung an die "Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre" im Mittelpunkt stehen. Die Erklärung wurde am 31. Oktober 1999 und damit vor 25 Jahren in Augsburg zwischen dem Lutherischem Weltbund und der römisch-katholischen Kirche unterzeichnet. Durch sie sei der Streit über die Rechtfertigungslehre beendet worden, erinnerte Kruse.

In einem traditionellen Festgottesdienst ehrt die Evangelische Landeskirche Anhalts anlässlich des Reformationstages zehn Ehrenamtliche aus Kirche und Diakonie in Anhalt für ihr langjähriges Engagement. Das Dankzeichen "Anhalter Kreuz" wird in diesem Jahr in der Kirche St. Marien Harzgerode verliehen. Der Gottesdienst beginnt um 14 Uhr. Die Verleihung nimmt Oberkirchenrat Matthias Kopischke vor, der auch die Predigt hält.

Verleihung des "Anhalter Kreuzes"

Die Auszeichnung "Anhalter Kreuz" gibt es seit 2002. "Damit ehrt die Evangelische Landeskirche Anhalts Menschen, die sich in ihren Gemeinden, in der Kirchenmusik und in diakonischen Einrichtungen besonders und seit langer Zeit engagieren", sagt Oberkirchenrat Kopischke. "Dass Menschen im Ehrenamt Verantwortung für die Kirche übernehmen, ist gelebter Ausdruck evangelischen Glaubens. Deshalb passt diese Ehrung sehr gut zum Reformationstag."

Singen Sie in Bremen mit

Die Bremische Evangelische Kirche setzt am Reformationstag den 500. Geburtstag des ersten evangelischen Gesangbuches in den Mittelpunkt. In ganz Bremen gibt es dazu Gottesdienste in festlicher Atmosphäre und mit viel Musik. "Die Musik ist eine Gabe und ein Geschenk Gottes; sie vertreibt den Teufel und macht die Menschen fröhlich." So beschrieb Martin Luther die Bedeutung der Musik für Glaube und Gemüt. Der Gemeindegesang galt der "Wittenberger Nachtigall", wie Luther ob seiner vielen Lieddichtungen genannt wurde, als "singende Verkündigung" des Glaubens.

Und so liegt Musik in der DNA der evangelischen Kirche. Besondere Highlights in Bremen sind das Mitsingkonzert, für das derzeit ein Publikums-Voting läuft, und die lebendige Jukebox in einem Bauwagen, die ebenfalls spontan Musikwünsche erfüllen wird.

Mit nur einem Euro lassen sich die Rolläden der lebendigen "Jukebox" öffnen

Zehn Blechbläser im umfunktionierten Bauwagen erfüllen Hörerwünsche. Aus einer Liste mit alter und neuer Kirchenmusik können Wunschtitel ausgewählt werden. Wer vorbei kommt, bestimmt das Programm. Nach Einwurf eines Euros wird die Wunschnummer eingetippt, die Rollläden am Bauwagen öffnen sich, das Ensemble wird sichtbar und die Musik erklingt. Nach dem Stück schließen sich die Rollläden wieder bis zum nächsten Wunsch.

Um 15.30 Uhr findet unter dem Motto "Zuversicht: Singen! Lieder vom Lieben und Leuchten" in der Kirche Unser Lieben Frauen ein Festgottesdienst statt. Schriftführer Pastor Bernd Kuschnerus wird über die befreiende Kraft des Singens predigen, und Menschen unterschiedlichen Alters werden erzählen, warum ihnen das Singen Zuversicht gibt. Pianistin Agita Rando wird das bekannteste Lied der Reformation "Ein feste Burg ist unser Gott" verjazzen und Popkantor Falko Wermuth alle Gäste zum Singen und Swingen bringen.

Neue Menschen kennenlernen kann man gut in Bremen beim Tanz in den Reformationstag  mit  DJ Jörg Gebauer (Jungbrunnen) in St. Remberti, am Lagerfeuer mit Bratwurst und Getränken auf dem Parkplatz vor dem Jona-Gemeindezentrum, der Halloween-Party für Jugendliche in Rablinghausen oder auf der Himmelsschaukel in der Stadtkirche Unser Lieben Frauen. 

In Bayern zum Gruseln in die Kirche

Die Nürnberger Pfarrerin Tia Pelz will Gruselfans mit einem Halloween-Gottesdienst am Reformationstag um 17 Uhr in ihre Kirche locken. In der Melanchthonkirche in Nürnberg Ziegelstein kann mann mit Verkleidung in die Kirche kommen, teilte das evangelische Dekanat Nürnberg mit. Sie wolle mit Verkleidung, schaurigen Leckerbissen und biblischen Gruselgeschichten den inzwischen konsumorientierten Feiertag ganz bewusst in die Kirche zurückholen, sagte die Pfarrerin. Schon im vergangenen Jahr habe sie einen solchen Gottesdienst gefeiert, zu dem 120 Menschen kamen.

Festmahl oder Fasten?

Die evangelischen Kirchenkreise und Kirchenbezirke im Saarland feiern den Reformationstag am 31. Oktober mit einem Empfang in der Stadtkirche St. Wendel. Die Kulturanthropologin Barbara Krug-Richter von der Universität des Saarlandes hält einen Impulsvortrag mit dem Titel "Zwischen Fasten und Festmahl. Zum Einfluss des Christentums auf die europäische Esskultur", wie die evangelischen Kirchenkreise an der Saar am Donnerstag in Neunkirchen mitteilten.

Rechtsextreme Anschauungen in der Kirche

Der evangelische Kirchenkreis Wolfsburg-Wittingen und die Propstei Vorsfelde thematisieren anlässlich eines Empfangs am 31. Oktober in der St. Petrus-Kirche in Vorsfelde den politischen Rechtsruck in Deutschland. Der Theologe Martin Fritz von der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen in Berlin werde über "Die Rechten in der Kirche" sprechen, da es rechtsextreme Anschauungen nicht nur im säkularen Raum, sondern auch in den Kirchen gebe, teilte der Kirchenkreis mit.

Parteien wie die AfD versuchten zunehmend, auch auf christliche Gruppen und Milieus Einfluss zu nehmen, heißt es in der Einladung. Weitverbreitete Sorgen um den angeblichen Abstieg einer ‚abendländischen‘ Kultur würden ebenso genutzt wie Ressentiments gegenüber dem Islam. Ziel sei es, das Christentum zum Verbündeten von nationalkonservativen oder völkischen Gesellschaftsanschauungen zu machen. Fritz wird den Rechtsruck analysieren und fragen, wie Gemeinden und Kirchenleitungen darauf reagieren können. Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr mit einer Andacht.

Wer war denn der "Pommernapostel?

Das Musical "Otto von Bamberg" zur Geschichte des Bischofs Otto von Bamberg (um 1060-1139) wird an diesem Tag um 17 Uhr in der Marienkirche Barth (Landkreis Vorpommern-Rügen) aufgeführt. Der Eintritt ist frei. Das Musical ist das neueste Projekt der Gruppe "Pommersche Engelspierken". Es erzählt die Geschichte des "Pommernapostels" Otto von Bamberg. Der fränkische Bischof reiste in den Jahren 1124 und 1128 an die Ostseeküste, um der slawischen Bevölkerung den christlichen Glauben zu verkünden. 

Die Geschichte der eigenen Stadt durchlaufen

Zu einem Spaziergang am Reformationstag lädt das Stadtgeschichtliche Museum in Wismar ein. Unter dem Motto "Woran wir glaubten …" erklärt der Historiker Maximilian Marotz die Ursprünge der Feiertage Reformation, Halloween und Allerheiligen. Über Heiligenverehrung und Ablasshandel, Pilgerfahrten und die Ausbreitung der Reformation in Wismar führt er durch die Vormoderne von der Hanse bis zur Schwedenzeit und stellt Exponate zu religiösen Fragen und Gläubigen vor, heißt es laut Pressemitteilung.

Konzerreihe Echoes of History in Garnisonkirche

Die Garnisonkirche Potsdam startet gemeinsam mit der Kammerakademie Potsdam eine neue Konzertreihe; Echoes of History (Deutsch: Echos der Geschichte). Geplant seien mehrere Konzerte im Jahr, die sich damit beschäftigen, "Wie klingt Geschichte? Was klingt nach?", kündigte die Stiftung Garnisonkirche Potsdam an. Alle Konzerte hätten dabei einen Rückbezug zur "hochambivalenten Geschichte" des Ortes.

Zum Auftakt am 31. Oktober wird an das erste gemeinsame Abendmahl von Lutheranern und Reformierten in der Garnisonkirche am Reformationstag 1817 erinnert. Dazu erklingen unter anderem laut Stiftung Werke von Johann Sebastian Bach, Felix Mendelssohn-Bartholdy oder Georg Friedrich Händel und anderen. Tickets können online erworben werden.

Für alle die von Zuhause aus mitfeiern wollen überträgt das Erste um 10 Uhr einen Fernsehgottesdienst. Die Gemeinde St. Cosmas und Damian Zum Markte in Goslar hat ihn mit Musik aus 500 Jahren vorbereitet.