Am Samstag wird für den verstorbenen Theologen und DDR-Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer ein Gedenkgottesdienst in der Stadtkirche zu Wittenberg gefeiert. Wie die Stadtverwaltung mitteilt, lädt sie im Anschluss zu einem Trauerempfang in das Rathaus ein. Dazu werden die Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt und Thüringen, Reiner Haseloff (CDU) und Bodo Ramelow (Linke), erwartet. Auch der Linken-Bundestagsabgeordnete Gregor Gysi wird eine Ansprache halten.
Schorlemmer war am 9. September nach langer Krankheit in einem Berliner Pflegeheim verstorben. International bekannt wurde der Theologe im Jahr 1983 mit der symbolträchtigen Umschmiedung eines Schwertes zu einer Pflugschar als Friedensaktion in Wittenberg.
Der 1944 im brandenburgischen Wittenberge geborene Schorlemmer gehörte zu den Gründern der DDR-Friedensbewegung und engagierte sich vor allem in der Wendezeit 1989/90 gegen die SED-Diktatur. Bei der regierungskritischen DDR-Großdemonstration am 4. November 1989 auf dem Ost-Berliner Alexanderplatz gehörte er zu den Rednern.
Der evangelische Pfarrer war Mitbegründer der Partei Demokratischer Aufbruch (DA), wechselte aber noch 1990 in die SPD. 1993 erhielt er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. In den 2000er Jahren gehörte er zu den Gegnern des Militäreinsatzes in Afghanistan und des Irakkrieges. Nach dem Theologiestudium in Halle war er in den Franckeschen Stiftungen und danach als Studentenpfarrer in Merseburg tätig. Später war er Dozent am Evangelischen Predigerseminar und Prediger an der Wittenberger Schlosskirche in Sachsen-Anhalt.