Das habe sich exemplarisch in der Corona-Pandemie gezeigt, als zwar die Baumärkte öffnen durften, die Kirchen aber geschlossen werden mussten. Den Kirchen und ihrer Botschaft sei damit eine Systemrelevanz abgesprochen worden, sagte Etzelmüller.
Der Theologe empfahl den Kirchen, verstärkt konkret über Gott zu sprechen statt allgemein über Religion: "Diejenigen, die noch irgendwie mit Gott rechnen und ihm etwas zutrauen, erwarten von Kirchen und Theologie eine Antwort auf die Frage: Wo ist Gott in all dem, was wir gegenwärtig erleben?"
Martin Diepgen (CDU), Erster Bürgermeister der Stadt Heilbronn, bescheinigte den Kirchen trotz rückläufiger Mitgliederzahlen eine zentrale gesellschaftliche Rolle. Allzu oft seien sie aber gefangen in Strukturdebatten. "Liebe Pfarrer, Ihnen wird viel abverlangt", sagte Diepgen. "Sie haben aber auch das große Glück, einen der schönsten, wenn nicht den schönsten Beruf auszuüben. Sie vermitteln Werte, spenden Hoffnung und bieten Orientierung in unsicheren Zeiten. Sie werden gebraucht!"
Der Pfarrertag wird nach 2007 und 2015 zum dritten Mal gemeinsam von der württembergischen und der badischen Landeskirche veranstaltet. Inhaltlich beschäftigen sich die rund 440 Pfarrerinnen und Pfarrer in Heilbronn mit der Bedeutung von Kirche in einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft.