Einkauf mit wenig Geld
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Die gestiegenden Lebeshaltungskosten sind seit drei Jahren in Folge die größte Angst der Deutschen.
Aktuelle Umfrage
Die größten Ängste der Deutschen
Vor dem Hintergrund wachsender Polarisierung fürchten sich immer mehr Menschen in Deutschland vor politischem Extremismus. In der Langzeitstudie "Die Ängste der Deutschen" belegen finanzielle Sorgen aber weiterhin den ersten Platz.

In diesem Jahr machen sich die Deutschen einer repräsentativen Umfrage zufolge vermehrt Sorgen um eine Überforderung des Staates durch Geflüchtete und politischen Extremismus. Das geht aus der Studie "Die Ängste der Deutschen 2024" im Auftrag der R+V-Versicherung hervor, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. So sind die drei Top-Ängste die Furcht vor steigenden Lebenshaltungskosten, vor Überforderung durch die Versorgung Asylsuchender und vor unbezahlbarem Wohnraum.

Die Angst vor steigenden Preisen landete zum dritten Mal in Folge auf Platz eins. In den vergangenen drei Jahrzehnten habe diese Furcht 14-mal diesen Platz eingenommen, hieß es. Bei den 14- bis 19-Jährigen waren die drei Top-Ängste die Furcht vor Spannungen durch Zuzug ausländischer Menschen, vor Überforderung des Staates durch Geflüchtete und vor einer Spaltung der Gesellschaft.

In diesem Jahr nahm der Umfrage zufolge die Angst vor politischem Extremismus am meisten zu. Sie bereitet 46 Prozent der Menschen große Sorgen (2023: 38 Prozent). Demnach fürchten sich 48 Prozent der Befragten vor islamistischem Terror, 38 Prozent vor Rechtsextremismus und sieben Prozent vor Linksextremismus.

Im vergangenen Jahr belegte das Thema Überforderung durch Flüchtlinge in der Studie noch den vierten Platz, diesmal Platz zwei. In diesem Jahr kamen in dem Ranking Sorgen um Spannungen als Folge des Zuzugs ausländischer Menschen mit einem Zuwachs von vier Prozentpunkten im Vergleich zu 2023 auf den vierten Platz. Beide Ängste lägen deutlich unter dem Höchststand von 2016, sagte Studienleiter Grischa Brower-Rabinowitsch bei der Vorstellung der Studienergebnisse. Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle hätten zwei von drei Befragten gefürchtet, dass der Staat überfordert sei oder es durch weiteren Zuzug aus dem Ausland zu Spannungen komme.

Ängste nicht "auf die leichte Schulter" nehmen

Die Politikwissenschaftlerin Isabelle Borucki von der Philipps-Universität Marburg warnte davor, die aktuellen Ängste "auf die leichte Schulter" zu nehmen: "Grundlegende Probleme bei der Zuwanderung und Integration wurden lange nicht angegangen, das wurde schlicht verschlafen."

In den östlichen Bundesländern fürchten 60 Prozent der Befragten, dass die Zuwanderung den Staat überfordert, im Westen des Landes sind es 55 Prozent. "Gerade im Osten herrscht in Teilen der Gesellschaft das Gefühl, ungleich und unfair behandelt zu werden", sagte Borucki weiter. Das Fremde, die Geflüchteten und deren Zuzug würden als Bedrohung empfunden.

Ein knappes Jahr vor der Bundestagswahl befürchtet fast jeder zweite Deutsche (49 Prozent), dass Politiker von ihren Aufgaben überfordert sind. Es gebe aber auch Signale der Entspannung, erklärte Studienleiter Brower-Rabinowitsch. Im Vergleich zum Vorjahr seien die Ängste vor hohen Lebenshaltungskosten und teurem Wohnraum um jeweils acht Prozentpunkte gesunken. Der durchschnittliche Wert aller gemessenen Ängste sei auf 42 Prozent gefallen (2023: 45 Prozent).

Für die Studie werden den Angaben zufolge jährlich rund 2.400 Männer und Frauen nach ihren größten politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und ökologischen Ängsten gefragt. Sie fand dieses Jahr zwischen dem 10. Juni und dem 18. August statt.