Ausschnitte auch einem Instagram Video von Daniela Marlin-Jakobi.
Screenshots: Instagram/@ueberallkirche/ @danielamarlinjakobi
Ausschnitte des Instagram-Videos der badischen Landeskirche mit Daniela-Marlin Jakobi.
Kritik an Fundamentalismus
Instagram-Video badischer Kirche schlägt Wellen
Influencerin Daniela-Marlin Jakobi hat zusammen mit der badischen Landeskirche ein Instagram-Video produziert, in dem sie Klischees einer fundamentalistischen Christin nachspielt. Der Clip sorgt für eine Kontroverse.

Es ist die Überzeichnung einer extrem-konservativen Gläubigen, die die Influencerin und Content-Creatorin Daniela-Marlin Jakobi in einem Kurzvideo der badischen Landeskirche auf Instagram darstellt. In dem Clip, der vor einer Woche online ging, nimmt sie die fiktive Persönlichkeit einer Frau an, die Klischees fundamentalistischer Christ:innen verkörpert. Die Influencerin, die Teil des yeet-Netzwerkes ist, sagt darin Sätze wie: "Warum ich mich von meinem Freund getrennt habe? Ach, weißt du: Mein zukünftiger Ehemann soll jemand sein, der meiner Unterordnung würdig ist." Übertitelt ist das Video mit dem Satz: "POV (Anmerkung der Redaktion: kurz für Point of View): Deine Freundin geht jetzt in eine fundamentalistische Freikirche".

Das Video sorgt aber nicht nur für Schmunzeln. In der Kommentarliste wird der Post von vielen scharf kritisiert. User:innen werfen den Autor:innen des Videos unter anderem "Freikirchen-Bashing" vor und dass sie damit zu einer Verfestigung von Vorurteilen zwischen konservativen und liberalen Christ:innen beitragen würden.

In der Caption erklären die Macher:innen, dass sie mit diesem Video ein Bewusstsein für fundamentalistische Strömungen im Christentum schaffen möchten: "Wir wollen, dass Glaube stärkt und nicht unterdrückt. Daher möchten wir, Daniela und die EKIBA, gemeinsam über seine extremen Formen aufklären", heißt es auf Instagram.

Kritik habe Nerv getroffen

Daniela Jakobi, die selbst einmal Mitglied einer fundamentalistischen Gemeinde war, spricht auf ihren Social Media-Kanälen über extrem konservative christliche Positionen und versucht, die dahinterstehenden Machtgefüge zu enttarnen. Mit einer solchen Welle der Entrüstung habe sie bei diesem Video nicht gerechnet: "Ich hätte nie gedacht, dass es Leuten so sauer aufstößt", sagt sie im Gespräch mit evangelisch.de und fügt hinzu: "Es hat Menschen verletzt und das tut mir leid, weil ich niemanden verletzen wollte."

Jakobi betont jedoch: "Nichtsdestotrotz hat der Beitrag einen Nerv getroffen – und das ist gut." Bei dem Reel handele es sich um ein frei erfundenes Szenario, deren Protagonistin fundamentalistische Rhetorik benutze, erklärt sie. Antifeministische und patriarchale Mechanismen würden mit der "Liebe zu Jesus" legitimiert. Ihr sei aufgefallen, dass einige Kommentator:innen sich genau dieser Methoden bedienten. "Da wird genau das benutzt, was wir in der Caption beschreiben", erklärt Daniela Jakobi.

Unter dem Video erklären badische Kirche und Jakobi: "Was den Fundamentalismus besonders tückisch macht: Der Mensch wird durch einen starken Fokus auf die eigene Sündhaftigkeit abgewertet und gefügig gemacht, Frauen werden in diesem Glaubenssystem diskriminiert und patriarchale Strukturen biblisch legitimiert."

André Kendel, der die Abteilung Kommunikation und Fundraising der EKIBA leitet, berichtet, dass das Video sehr ambivalente Reaktionen ausgelöst habe: "Es gab viel Zustimmung und Sympathie - aber auch viel Gegenwind."

"Die Differenzierung zwischen Freikirchen und fundamentalistischen Bewegungen war nicht für jeden klar erkennbar", sagt Kendel. Der Abteilungsleiter sieht auch den Ton des Reels kritisch: "Ironie ist ein Stilmittel, das nicht dazu beiträgt, eine Empörungskultur abzubauen." Er betont, dass es für Kirchen stattdessen wichtig sei, mit einer christlichen Stimme zu sprechen.