"Die jüngsten Meldungen von rund 1000 Insolvenzen bei Pflegeeinrichtungen ist ein Weckruf. Zentrale Ursachen für die schlechte wirtschaftliche Lage sind der Fachkräftemangel, hohe Kosten und schleppende Zahlungen der Kassen und Sozialhilfeträger", erklärt Diakonie-Sozialvorständin Maria Loheide. "Wir brauchen sofortige Hilfen und Anpassungen in der Pflegefinanzierung, damit nicht noch mehr Pflegeeinrichtungen schließen müssen. Die Politik müsse jetzt handeln, denn Zahlungsverzögerungen der Kostenträger, steigende Kosten und der Mangel an Pflegekräften würden alle Pflegeeinrichtungen belasten. "Nur mit schnellen Reformen und besserer Unterstützung kann den Pflegebedürftigen geholfen werden."
Laut einer Umfrage der Diakonie Deutschland schätzen 72,7 Prozent der befragten ambulanten Pflegedienste ihre wirtschaftliche Situation als angespannt ein. 54 Prozent haben bereits im Jahr 2022 mit einem Jahresdefizit abgeschlossen. 62 Prozent erwarten für das Jahr 2023 ein Ergebnis im Minusbereich. Etwa ein Drittel der ambulanten Pflegedienste hat nur noch eine Liquiditätsreserve von drei Monaten oder weniger. Fast jeder zehnte Dienst sieht seine Situation als existenziell so gefährdet an, dass er möglicherweise in den nächsten zwei Jahren schließen muss.
"Die Umfrage ist ein Alarmsignal. Die häusliche Versorgung pflegebedürftiger Menschen ist akut gefährdet. Denn ambulante Pflegedienste sind eine unverzichtbare Säule unseres Gesundheitssystems", sagt Diakonie-Sozialvorständin Maria Loheide. Von den rund 4,9 Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland werden 84 Prozent zu Hause versorgt. Davon nehmen rund 30 Prozent Pflegesachleistungen durch einen ambulanten Pflegedienst in Anspruch. Die übrigen 70 Prozent werden teilweise ebenfalls durch ambulante Pflegedienste im Bereich der häuslichen Krankenpflege versorgt.
Die Diakonie Deutschland fordert Sofort-Maßnahmen zur Stabilisierung der wirtschaftlichen Situation der ambulanten Pflegedienste: "Die Pflegedienste können nicht dauerhaft in Vorleistung gehen. Wir brauchen eine bessere Zahlungsmoral. Tarifsteigerungen müssen in den Vergütungen umgehend berücksichtigt werden, Vergütungsverhandlungen dürfen nicht verschleppt werden", so Diakonie-Sozialvorständin Loheide. Die Bundespolitik müsse umgehend die Situation der Pflegedienste in einem flächendeckenden Monitoring erfassen, die bürokratischen Anforderungen an die Dienste verringern – und nicht zuletzt die Sachleistungen der Pflegeversicherung an den heutigen Bedarf und die deutlich gestiegenen Kosten anpassen.
Zentrale Ursachen der schlechten Wirtschaftslage sind nach Angabe der befragten Dienste der Fachkräftemangel, die wegen der gestiegenen Personal- und Sachkosten nicht mehr ausreichende Vergütung, aber auch der Zahlungsverzug der Kostenträger. "Nur wenn die Pflegedienste ausreichend finanziert werden, können sie die erforderlichen Fachkräfte gewinnen", sagt Loheide: "Wenn die wirtschaftliche Sicherung der Dienste misslingt, bekommt Deutschland ein massives Problem bei der Versorgung der pflegebedürftigen Menschen."