Der Deutsche Caritasverband warnt vor einer "Schockstarre". Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa appelliert in Berlin an die Verantwortlichen in den demokratischen Parteien, konstruktiv nach arbeitsfähigen Lösungen für die Regierungsbildung zu suchen: "Die AfD ist eine Partei, die unsere Werte mit Füßen tritt." Es brauche jetzt Zukunftsmut und Lösungsorientierung. "Wer genau hinhört, spürt ein großes Bedürfnis nach Sicherheit - gerade auch nach sozialer Sicherheit", sagt sie.
Amnesty International warnt die deutsche Politik vor einem weiteren "menschenrechtlichen Unterbietungswettbewerb". Die Generalsekretärin von Amnesty Deutschland, Julia Duchrow, erklärt in Berlin, in Thüringen und Sachsen hätten sich die Parteien im Wahlkampf von menschenfeindlichen Forderungen gegen Ausländer und Minderheiten treiben lassen. Dies müsse jetzt ein Ende haben: "Die kommenden Landesregierungen haben den Auftrag, die Rechte aller zu schützen - ohne dabei zu diskriminieren. Rassismus, Queerfeindlichkeit und Hass stehen dem diametral entgegen", sagt Duchrow.
Die Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland (TGD), Aslihan Yesilkaya-Yurtbay, erklärt in Berlin, die Wahlergebnisse stellten für Deutsche mit Migrationsgeschichte ihre neue Heimat und Zukunft infrage. Der sächsische Flüchtlingsrat warnte vor einer weiteren "Zunahme von Diskriminierung und Übergriffen im Alltag".
Nach den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen hatten sich bereits zahlreiche zivilgesellschaftliche Organisationen entsetzt über das gute Abschneiden der AfD geäußert. In Sachsen liegt die AfD laut dem vorläufigen Ergebnis der Landtagswahl mit 30,6 Prozent knapp hinter der CDU mit 31,9 Prozent. Das BSW erhielt dort 11,8 Prozent. In Thüringen gewann die AfD die Landtagswahl deutlich mit 32,8 Prozent vor der CDU mit 23,6 Prozent. Das BSW errang 15,8 Prozent.