Proteste von Kritikern vor dem Potsdamer Garnisonkirchturms
epd-bild/Christian Ditsch/Christian Ditsch
Proteste von Kritikern des Wiederaufbaus des Potsdamer Garnisonkirchturms kurz vor der Eröffnung in Potsdam.
Nach sieben Jahren Bauzeit
Neuer Potsdamer Garnisonkirchturm eröffnet
Nach fast sieben Jahren Bauzeit ist heute der neue Potsdamer Garnisonkirchturm mit einem Festakt eröffnet worden. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier betont bei der Feier, der Weg bis zum Wiederaufbau sei lang und kompliziert gewesen und bleibe umstritten.

"Der Ort konfrontiert uns mit seiner, mit unserer Geschichte", sagt der Bundespräsident bei der Eröffnungsfeier zum neuen Potsdamer Garnisionskirchturm laut vorab verbreitetem Redemanuskript. Das Bauwerk soll laut dem Programmvorstand der kirchlichen Trägerstiftung, Jan Kingreen, zugleich Kirche, Aussichtspunkt, kritisches Museum und Bildungsort sein. Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Christian Stäblein, sagt, der neue Turm sei zugleich "Bildungsort und Bethaus" und solle ein wachsamer Ort für Frieden und Demokratie sein. 

Während der Feierlichkeiten protestieren auf der gegenüberliegenden Straßenseite rund 100 Menschen unter anderem mit Plakaten und Bannern mit Aufschriften wie "Wahrzeichen des Terrors" und "Kein Segen für dieses Kirchenimitat". Der neue Turm wurde nach Stiftungsangaben aus rund 2,4 Millionen Ziegelsteinen errichtet und folgt in der äußeren Gestalt weitgehend der Architektur des historischen Barockbaus. Die Innenräume wurden modern gestaltet. 

Die Dauerausstellung "Glaube, Macht und Militär" im neuen Potsdamer Garnisonkirchturm befasst sich mit rund 300 Jahren Geschichte und soll einen weiten und zugleich kritischen Blick auf Politik und Kirche in Preußen und der Zeit danach werfen. Auf rund 250 Quadratmetern werden mehr als 400 Exponate präsentiert und durch vertiefende Medienstationen und Filme ergänzt. Die Geschichte des Ortes werde im Kontext deutscher und europäischer Geschichte erzählt, betont die kirchliche Trägerstiftung. Die Ausstellung solle für Gefährdungen von Demokratien sensibilisieren, menschliches Handeln reflektieren und zur Gestaltung einer pluralistischen Gesellschaft anregen. Ab Freitag sind Bauwerk und Dauerausstellung für Gäste geöffnet.

Die Kosten von rund 42,5 Millionen Euro wurden laut Stiftung mit rund 25 Millionen Euro Bundesmitteln, fünf Millionen Euro kirchlichen Mitteln sowie Spenden und anderen Zuschüssen finanziert. Die Bauarbeiten haben im Herbst 2017 begonnen. Die vollständige Fertigstellung des derzeit knapp 60 Meter hohen Bauwerks, dem noch die rund 30 Meter hohe Turmhaube fehlt, wird für 2026 erwartet. Die historische evangelische Garnisonkirche brannte 1945 nach einem Luftangriff aus, 1968 wurde die einstigen preußische Militärkirche von der DDR abgerissenen. Das Bauprojekt ist wegen der preußischen Militärgeschichte der Garnisonkirche und ihrer Bedeutung in der NS-Zeit umstritten. 1933 gab Hitler in der Kirche eine Regierungserklärung ab.