Herrnhuter Stern hängt über einer Strasse in Herrnhut
epd-bild/Nikolai Schmidt
Gründer Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf (1700-1760) war geprägt von einer tiefen lutherisch-pietistischen Frömmigkeit und gründete eine christliche Lebensgemeinschaft im sächsischen Landkreis Görlitz: Die Herrnhuter Brüdergemeine.
UNESCO hat entschieden
Herrnhuter Brüdergemeine wird Welterbe
Deutschland hat künftig 53 Welterbestätten. Am Freitag bekamen die Siedlungen der Herrnhuter Brüdergemeine in Ostsachsen den Titel verliehen.

Die Siedlungen der Herrnhuter Brüdergemeine sind zum Weltkulturerbe ernannt worden. Gemeinsam mit dem bereits 2015 ausgezeichneten Christiansfeld in Dänemark sind die Bauwerke der evangelischen Glaubensgemeinschaft in Ostsachsen nun Teil des Menschheitserbes, wie das Unesco-Welterbekomitee am Freitag in Neu-Delhi entschied. Die neu geschaffene transnationale Welterbestätte umfasst zudem Siedlungen der Brüdergemeine im US-amerikanischen Bethlehem in Pennsylvania und im nordirischen Gracehill.

Damit stehen künftig 53 Stätten in Deutschland auf der Welterbeliste, weltweit sind es mehr als 1.100. Die Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission, Maria Böhmer, nannte es ein "starkes Zeichen", dass sich vier Staaten gemeinsam für die Auszeichnung der Herrnhuter Siedlungen eingesetzt hatten.
Stammsitz der 1722 gegründeten evangelischen Freikirche ist die Stadt Herrnhut in der Oberlausitz. Bekannt ist sie unter anderem durch den Herrnhuter Weihnachtsstern. Weltweit entstanden mehr als 30 Siedlungen durch die Missionstätigkeit der Herrnhuter Brüdergemeine.

Gegründet wurde der Ort Herrnhut in der Oberlausitz im 18. Jahrhundert von protestantischen Glaubensflüchtlingen aus Mähren, die vor der römisch-katholischen Gegenreformation nach Sachsen geflüchtet waren. Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf (1700-1760) bot ihnen Asyl, und sie durften sich auf seinem Landbesitz ansiedeln. Dort gründeten sie die Herrnhuter Brüdergemeine, eine bis heute existierende evangelische Freikirche.

Die Siedlungen der Herrnhuter wurden an allen Orten nach denselben Grundsätzen barock und rechtwinklig geplant. Im einheitlichen Städtebau und der schlichten Architektur spiegeln sich die Ideale der Religionsgemeinschaft und ihre gemeinschaftsorientierte Lebensweise wider.

Die Sterne-Manufaktur in Herrnhut

Weltweit gibt es mehr als 30 ähnliche quadratisch angelegte Siedlungen, die nach dem Prototyp in der Oberlausitz durch Missionare der Evangelischen Brüdergemeine errichtet wurden. Die auch als Brüder-Unität bekannte evangelische Freikirche ist heute in mehr als 40 Ländern auf fünf Kontinenten vertreten. Deutschland ist nur eine von weltweit 29 Provinzen.

Gegründet wurde der Ort Herrnhut in der Oberlausitz 1722 von protestantischen Glaubensflüchtlingen aus Mähren, die vor der römisch-katholischen Gegenreformation nach Sachsen geflüchtet waren. Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf (1700-1760) bot ihnen Asyl. Sie durften sich auf seinem Landbesitz ansiedeln. Dort errichteten sie im selben Jahr das erste Gebäude. Bereits zehn Jahre später, 1732, startete die erste Mission in die Karibik. Heute leben in Afrika die meisten der weltweit mehr als 1,2 Millionen "Herrnhuter".

Bis heute ist das barocke Gebäudeensemble rund um den Kirchensaal von 1756/57 das Zentrum der Stadt Herrnhut und Stammsitz der weltweiten Herrnhuter Brüdergemeine. In Deutschland sind die "Herrnhuter" mit etwa 6.000 Mitgliedern in 16 Gemeinden präsent. In Herrnhut selbst gehören ihr 570 Menschen an.

Überregional bekannt ist Herrnhut durch seinen Weihnachtsstern. Entwickelt Anfang des 19. Jahrhunderts in der Brüdergemeine, um Schülerinnen und Schülern Geometrie beizubringen, ist er längst ein Exportschlager. Außerdem gibt die Brüdergemeinde die "Losungen" heraus. Das Andachtsbuch enthält Worte aus der Bibel für jeden Tag. Es erscheint in rund 60 Sprachen und hat weltweit eine Auflage von etwa 1,5 Millionen Exemplaren.