Die Reaktionen auf das Attentat gegen Ex-Präsident Donald Trump spiegeln die tiefen religiösen Differenzen in den USA wider. Trumps Kernanhängerschaft sind die weißen Evangelikalen, und manche Gläubige sehen Gottes Hand im Spiel bei Trumps Überleben. Der 78 Jahre alte republikanische Politiker schrieb auf seiner Plattform Truth Social: "Gott allein hat das Undenkbare verhindert." Es sei nun wichtiger als jemals zuvor, dass "wir stark und entschlossen bleiben, und das Böse nicht gewinnen lassen".
Offenbar habe Gottes "schützende Hand" Trump bewahrt, sagte der Leiter des Billy-Graham-Evangelisierungsverbandes, Franklin Graham. Gott sei präsent gewesen und habe Trumps Leben gerettet, erklärte der evangelikale Megakirchenpastor Jentezen Franklin. Die pfingstkirchlich orientierte Predigerin Paula White, ehemals Beraterin für religiöse Anliegen in der Regierung von Donald Trump, verbreitete auf der Plattform X ein Bild von einem langhaarigen und bärtigen Jesus, dessen Hände auf Trumps Schultern ruhen. Er steht neben der US-Nationalflagge.
Trumps Gegner hätten den Ex-Präsidenten von Anfang an "zerstören" wollen, schrieb White. "Sie haben über ihn gelogen, ihn verleumdet." Trumps Gegner wollten ihn "einsperren, und nun haben sie versucht, ihn zu töten".
Zahlreiche Kirchenvertreter konzentrierten sich hingegen nach den Schüssen auf das Gebet für die Nation und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Alle Menschen guten Willens sollten für "Frieden in unserem Land" beten, erklärte der Präsident des römisch-katholischen Bischofsverbandes, Erzbischof Timothy Broglio. Politische Gewalt sei niemals eine Lösung für politische Differenzen.
US-Amerikaner sollten für Trump beten, und dass die "für die Tat Verantwortlichen schnell "vor Gericht gebracht werden", erklärte Brent Leatherwood, Leiter des Ethikausschusses des Südlichen Baptistenverbandes, der größten protestantischen Kirche der USA.
Weiße evangelikale und pfingstkirchliche Christen machen den "harten Kern" der Wähler von Trump aus, der erwartungsgemäß am Montag (Ortszeit) beim Parteitag in Milwaukee offiziell als republikanischer Kandidat für die Präsidentschaftswahl am 5. November nominiert wurde. Wie das Institut Pew Research Center berechnete, stellen bekennende Christen 81 Prozent der registrierten republikanischen Wähler:innen, weiße Evangelikale 30 Prozent. Weiße Evangelikale haben laut Nachwahlbefragungen 2020 und 2016 mit überwältigender Mehrheit für Trump gestimmt.
Donald Trump selbst hat sich häufig als Beschützer christlicher Werte in Szene gesetzt. Anfang des Jahres war bei einigen seiner Wahlkampfveranstaltungen ein Video mit der Botschaft zu sehen, Gott habe Donald Trump zum Präsidenten vorgesehen. Als Hüter der Menschheit und als jemanden, der die USA "reparieren" kann.
Der frühere Präsident Ronald Reagan hatte nach dem fehlgeschlagenen Attentat auf ihn im April 1981 offenbar auch an Gott und eine Vorsehung gedacht. In seinem Tagebuch hielt Reagan fest, er habe in der Notaufnahme des Krankenhauses Hass gefühlt auf den Schützen. Doch er habe "für dessen Seele gebetet", denn "wir alle sind Kinder Gottes". Was auch immer nun geschehe, "ich schulde Gott mein Leben und ich werde versuchen, ihm zu dienen".