Dass der mit rechtsextremen Parolen ergänzte Party-Song "L’amour toujours" auf so große Resonanz stößt, zeigt nach Einschätzung des Extremismusforschers Andreas Zick eine "Normalisierung" des Extremismus. Es gebe "eine erlebnisorientierte Allianz von Menschen, die an ausgrenzende nationale Identitäten glauben und rechtsradikale Einstellungen gerne offen teilen", sagt Zick dem Evangelischen Pressedienst (epd).
In der Mitte der Gesellschaft würden Stereotype, Vorurteile, rechtsradikale Ideologie stärker angenommen, weil sie dort auf Ressentiments treffen, erläutert der Direktor des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) an der Universität Bielefeld. Die Popkultur schaffe die Erlebnisplattform für die Gemeinschaft und den Moment. Die extreme Verbreitung zeige zudem eine Akzeptanz von Vorurteilen und Menschenfeindlichkeit in der Mitte, erläuterte Zick.
Ende Mai hatten Jugendliche auf Sylt den Liedtext des Popsongs "L'amour toujours" mit "Deutschland den Deutschen" und der Parole "Ausländer raus" ergänzt. Das Handyvideo dazu ging viral. Eine Umfrage des "RedaktionsNetzwerks Deutschland" in allen Bundesländern ergab nun, dass es bisher zu 360 Anzeigen kam, die Polzeieinsätze erforderten. Die Ergänzungen des Liedtextes mit "Deutschland den Deutschen" und der Parole "Ausländer raus" seien die Kernideologien des Rechtsextremismus, so Zick.
Laut Studien seines Instituts sei die Akzeptanz gegenüber rechtsextremen Einstellungen besonders unter jüngeren Menschen gewachsen, erklärt der Wissenschaftler. Für diese Entwicklung sieht der Wissenschaftler unterschiedliche Motive. Eine Rolle könne der Tabubruch, der Verstoß gegen Normen spielen. Das gelinge in einer Partystimmung leichter und könne ansteckender sein. Einige junge Menschen würden vorgeben, gar nicht zu verstehen, was an "Ausländer-raus-Rufen" so schlimm sei. Eine Rolle spiele aber auch, dass einige junge Menschen ressentimentgeladener eingestellt seien, als viele vermuteten.