Im Zentrum christlichen Zusammenlebens steht die Nächstenliebe. Im Lichte von Konflikten kommt dazu noch die Feindesliebe. Bischof Overbeck ist davon überzeugt, dass beides Hand in Hand geht. Schließlich liebt man den Feind nicht, weil er der Feind ist, sondern weil er immer auch ein Mitmensch ist; ungeachtet der Tatsache, dass er im Augenblick unser Feind sein mag.
Kein Konflikt ist moralisch simpel. "Was nicht schwarz ist, ist nicht immer weiß. Was nicht böse ist, ist nicht immer gut." Angesichts der Komplexität kriegerischer Auseinandersetzungen, müsse immer auch der persönliche moralische Kompass überprüft werden, sagt Overbeck. Mit dem Krieg verbindet vermutlich jeder das Bild des Schlachtfeldes.
Doch aus Sicht von Bischof Overbeck sind Schlachtfelder nie zielführend und können deshalb auch nicht der Endpunkt eines Konflikts sein. Vielmehr können Kriege nur durch Verhandlungen, und das auf Augenhöhe, beendet werden. Spätestens seit der von Bundeskanzler Olaf Scholz ausgerufenen Zeitenwende wird darüber diskutiert, wie sich die Bundeswehr verändern muss.
Ein Wort, was dabei häufig fällt, ist das der Kriegstüchtigkeit. Overbeck wehrt sich gegen diese Forderung. Aus seiner Sicht muss die Bundeswehr vielmehr verteidigungsfähig werden. Schließlich wolle die Bundeswehr im Bündnis- oder Verteidigungsfall aktiv werden und keinen Krieg beginnen.
Die Bundeswehr wurde repräsentiert von Oberst i. G. Thorsten Ilg, Direktor für Ausbildung und stellvertretender Kommandeur der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg. Im Anschluss an den Vortrag von Bischof Franz-Josef Overbeck beleuchtete er die angesprochenen Fragestellungen aus der Perspektive des Soldaten. Ziel des soldatischen Handelns müsse immer der Frieden sein, allerdings nicht um jeden Preis. Die Integrität müsse gewahrt bleiben und der Frieden an Bedingungen geknüpft sein, die seine Aufrechterhaltung gewährleisten.