Jüdische Militärseelsorge weiht Räume in Berlin ein
Die Wiedereinrichtung eines Militärrabbinats war ein Meilenstein für die jüdische Gemeinschaft in Deutschland. Seit Donnerstag hat die jüdische Militärseelsorge Räume im Herzen der Hauptstadt - und eine für Einsätze geeignete Torarolle.

Berlin (epd). Das 2021 gegründete Militärrabbinat hat seit Donnerstag eigene Räumlichkeiten in der Mitte Berlins und eine eigene Torarolle. Die heilige Schrift, die künftig der jüdischen Militärseelsorge zur Verfügung steht, wurde in Berlin mit den letzten Buchstaben vollendet, mit einer Prozession in die Räume des dortigen Militärrabbinats gebracht und feierlich übergeben. Die speziell für die Militärseelsorge angefertigte Torarolle wird dort in einer Box aufbewahrt. Sie soll auch in Auslandseinsätze der Bundeswehr mitgenommen werden können.

Die Torarolle ist einer der wichtigsten religiösen Gegenstände im Judentum. Sie enthält die fünf Bücher Mose und ist von Hand in hebräischer Sprache geschrieben. Mit der Übergabe der Torarolle wurden am Donnerstag die Räume der jüdischen Militärseelsorge in Berlin-Mitte eingeweiht. Bislang war das Militärrabbinat in einer Bundeswehrkaserne in Berlin-Köpenick untergebracht. Die amtierende Leiterin des Militärrabbinats, Monika Heimburger, sagte, mit dem Umzug in die Mitte Berlins werde die grundlegende Aufbauphase der jüdischen Militärseelsorge abgeschlossen.

Zu den Feierlichkeiten gekommen waren unter anderem Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster. Die jüdische Militärseelsorge habe einen festen Platz in der Truppe und jetzt auch ein Zuhause, sagte Pistorius, der nach eigenen Worten dem Militärrabbinat den ersten Besuch abstattete. Er unterstrich auch die Bedeutung der Militärseelsorge für die Soldatinnen und Soldaten, die in Einsätzen Härten und Entbehrungen zu verkraften hätten. Die Militärseelsorge gebe Halt und Orientierung. Pistorius verurteilte zudem Antisemitismus in Deutschland. Es beschäme und entsetze ihn, wenn Jüdinnen und Juden Angst hätten, ihre Religion öffentlich zu leben.

Schuster unterstrich den Beitrag der Seelsorge zur Entwicklung der Bundeswehr. Die Truppe habe einen Weg eingeschlagen, der sie zu einer „moralischen Instanz“ machen könne. Die Pflicht zur Verantwortung füreinander stehe dort im Zentrum.

2019 begründeten der Zentralrat und die Bundesregierung durch einen Staatsvertrag die erneute Einrichtung einer jüdischen Militärseelsorge, wie es sie rund 100 Jahre zuvor bereits gegeben hatte. 2021 wurde Zsolt Balla zum Militärbundesrabbiner benannt und das Rabbinat schrittweise aufgebaut. Mehr als 20 Mitarbeitende, darunter 5 Rabbiner, organisieren inzwischen wie die christlichen Kirchen Seelsorge und den Lebenskundlichen Unterricht in der Bundeswehr.

Militärseelsorger begleiten Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr auch in Auslandseinsätze. Heimburger zufolge begleitete ein Rabbiner bereits deutsche Streitkräfte bei einer Mission im Ausland. Eine muslimische Militärseelsorge gibt es bislang nicht.