Die Bands heißen "Station 17", "Habitat" oder "The Living Musik Box". Jeden Tag üben die Musiker mit und ohne Behinderung des inklusiven Hamburger Künstler-Netzwerks "barner16" in den Bandräumen. Gitarre, Gesang oder Schlagzeug und Synthesizer – alles ist in den sechs Proberäumen vorhanden, sagt Stella Edler, Sozialpädagogin und Leiterin der "barner16". Das Projekt ist bei der Evangelischen Stiftung Alsterdorf angesiedelt und bundesweit einmalig.
Die älteste Band "Station 17" hat schon mehr als 30 Jahre Erfahrung und 20 Tonträger veröffentlicht. Der Stil der inklusiven Gruppen reicht von Pop und Rock-Arrangements bis zu Indie und sogar Metal mit Growling Gesang wie bei der Band "Amalgam". Oder Hip Hop wie bei "Habitat".
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Bei "barner16" beginnt der Tag der Musiker:innen um 9.30 Uhr mit Kaffee, dann geht’s ans Schlagzeug und in die Probenräume, sagt Stella Edler. Die Pädagogin spielt selbst Klavier und unterstützt die Bands auch gesanglich. Insgesamt üben 15 Bands in der Initiative. Musikalische Kostproben kann man bei Spotify hören oder auch auf Youtube. Manche sind auf Coverversionen spezialisiert, andere auf eigenkomponierte Songs.
Und immer wieder gibt es bei Auftritten auch Kooperationen mit den ganz großen aus der Branche. Wie zum Beispiel "Fettes Brot" oder sogar die "Toten Hosen", die mit "Station 17" Aufnahmen gemacht haben. Diese inklusive Band steht für experimentellen Indie-Rock.
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Die Band "The Living Music Box" spielt mehr Popmusik von den 1960er Jahren bis heute. Seit vielen Jahren singt dort zum Beispiel die 33-jährige Parija Mossoumi. Für die erblindete Musikerin ist der Gesang zentral. Sie sagt: "Mit Musik fühle ich mich frei". Der 27—jährige Daniel Timm findet, dass die Musik ihm "Selbstvertrauen" gibt. Viele der Bandkolleg:innen spielen nach Gehör und ohne Notenkenntnisse. Aber das soll sich für sechs Musiker nun ändern. Sie haben eine Spendeninitiative gestartet, um an einem Musikkonservatorium in Hamburg mit anderen Studierenden ein Jahr lang zu lernen und Einzelunterricht zu erhalten, berichtet die Leiterin von "barner16". Viele der Menschen mit Behinderung hätten in ihrer Kindheit kaum die Möglichkeit gehabt, wie andere musikalisch gefördert zu werden. So stehe nicht nur Noten lernen auf dem Programm, sondern auch Technik oder "wie man sich auf der Bühne präsentiert". Für diese besondere Fortbildung benötigen die sechs Musiker:innen gut 6000 Euro.
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Einen Teil der Bands aus dem inklusiven Netzwerk kann man auf dem Sommerfest im Hamburger Stadtteil Alsterdorf hören. Auf dem "Alle für alles Festival" am 4. Juli von 17 bis 22 Uhr, umsonst und draußen.
Und wer Lust hat, kann auch eine der Bands buchen. Die Band "Stille Vann" etwa thematisiert ironisch ihren Alltag. Da geht’s mal um Nervenärzte, mal um Raucherpausen oder Marsmissionen. Indie-Pop mit Synthesizer Sound der 1980er Jahre. Hauptsache authentisch.
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Es gibt auch ein DJ-Duo mit dem Markennamen "BumBumDisko". Das Duo besteht aus DJane Lea mit Downsyndrom und der Heilerzieherin Leni, die mehr als zehn Jahre im legendären Molotow Club in Hamburg aufgelegt hatte. Die beiden gehören zu den meistgebuchten Gruppen aus "barner16" und legen nur Musik von Frauen und Künstler:innen aus der LGBTQI-Community auf. Wenn schon, denn schon.
Info zu "barner16":
Die "barner 16" gibt es seit rund 20 Jahren und versteht sich als inklusives Netzwerk professioneller Kunst- und Kulturproduktionen von Künstler*innen mit und ohne Behinderung. Die Kreativschmiede ist nach eigenen Angaben als integrierte Betriebsstätte unter dem Dach der alsterarbeit gGmbH organisiert und ist in den Bereichen Musik, Theater, Film, bildender Kunst, Digitalisierung von analogen Medien sowie im Textil- und Siebdruck tätig. Insgesamt sind es circa 100 feste und freie Mitarbeiter:innen mit und ohne Behinderungen, die in Bands spielen, Musik produzieren, auftreten oder auf Tournee gehen.