Aus Sicht der Denkmalschutz-Präsidentin Christina Krafczyk spricht nichts gegen eine weltliche Nachnutzung von Sakralgebäuden, die von den Kirchen aufgrund sinkender Mitgliederzahlen und Finanzkraft nicht mehr gehalten werden können. "Wichtig ist, dass bauliche Veränderungen behutsam und reversibel vorgenommen werden und möglichst viel Originalsubstanz erhalten bleibt", sagte die Architektin während einer Tagung der Evangelischen Akademie Loccum bei Nienburg dem Evangelischen Pressedienst (epd). Krafczyk ist Präsidentin des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege in Hannover.
Besonders geeignet für die Umnutzung sakraler Räume sind Krafczyk zufolge "großformatige Nutzungen", die sich die Raumgröße der Kirchen sowie ihre künstlerische Gestaltung und Lichtführung zunutze machen: "Bibliotheken etwa oder eine Tribüne für eine Musikveranstaltung wären gut denkbar."
Nachnutzungen, die kleingliedrige Grundrisse und eine höhere technische Umrüstung erfordern, wie der Umbau einer Kirche zu Wohnungen, Hotels oder Altenheimen, seien zwangsläufig mit stärkeren Eingriffen verbunden. "Aber in der Regel lassen sich auch hier gute Lösungen finden." Eine gelungene Umnutzung zeichne sich dadurch aus, dass die besondere Eigenart des sakralen Gebäudes erkannt und berücksichtigt werde, sagte Krafczyk. "Leitgedanke denkmalpflegerischer Betrachtung ist der Schutz der Bausubstanz."
Krafczyk betonte, Kirchen hätten aus architektonischer Sicht eine große Bedeutung für Städte. "Sie prägen mit ihren großen Kirchenräumen und hohen Türmen die Silhouette der Stadt und haben ebenso wie das Geläut eine identitätsstiftende Wirkung für Menschen und den städtischen Raum."
Deutschlandweit gibt es nach Zählungen von Experten insgesamt rund 50.000 christliche Kirchengebäude, von denen allerdings bislang nur ein geringer Prozentsatz aufgegeben oder umgenutzt wurde. Die Tagung in der Evangelischen Akademie Loccum zum Thema "Kirchengebäude neu denken - Perspektiven für Sakralbauten in Niedersachsen" läuft bis Mittwoch.