Die bunten Paraden der queeren Community stünden seit 1969 für Toleranz und Respekt, teilte die Geschäftsführerin des Landesverbandes Sexuelle Gesundheit Niedersachsen, Christin Engelbrecht, am Freitag in Hannover mit. Aktuell gehe es dabei besonders um ein friedliches Miteinander angesichts eines zunehmenden Rechtsrucks in der Gesellschaft.
Rechte Hetze bedrohe die Arbeit des Landesverbandes, in dem sie Aufklärung und Prävention erschwere. Engelbrecht verwies auf die niedersächsische Kriminalitätsstatistik. Danach hätten rechtsextremistisch motivierte Straftaten signifikant von 1.844 auf 2.313 Taten zugenommen. Auch rechte Überzeugungen aus der Mitte der Gesellschaft, zum Beispiel getarnt als Partysongs, seien Anlass zu Sorge.
Rechte Parolen und Rassismus sorgen laut Engelbrecht dafür, dass Tabus gefördert statt abgebaut werden. Menschen trauten sich seltener, die Vorsorgeangebote, Beratungen oder Tests in Anspruch zu nehmen. "Wer aber HIV-positiv ist, für den ist eine Therapie lebensnotwendig. Deshalb müssen wir sehr drastisch feststellen: Rassismus macht krank, Rassismus tötet."
Zu den Christopher Street Days werde die queere Community in Niedersachsen besonders sichtbar. Um die Lebenswelt queerer Menschen auch dauerhaft zu repräsentieren, habe das Netzwerk "sven" (sexuelle Vielfalt erregt Niedersachsen) die Fotokampagne "Intimate Faces" gestartet. Auf Plakaten zeigten sechs queere Menschen ihr Gesicht, berichtete Engelbrecht.
Der Christopher Street Day ist der Fest- und Demonstrationstag für alle Menschen, die sich dem queeren Spektrum zugehörig fühlen. Der Tag erinnert an den 28. Juni 1969, als sich Homosexuelle und trans-Menschen in New York einer Polizei-Razzia in der Christopher Street widersetzten. Im Gedenken an diesen Tag gehen seitdem queere Personen auf der ganzen Welt für ihre Rechte und gegen Diskriminierung auf die Straße.