Junge Leeute  siten gemeinsam um Tisch mit Gedankenblase.
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Sich an einen Tisch setzen und unterschiedlichste Einstellungen gemeinsam besprechen. Das ist nur eine der Ideen, für die die Initiative #VerständigungsOrte." wirbt.
Nach der Europawahl
Kirche und Diakonie starten Dialogkampagne
Die Evangelische Kirche in Deutschland und die Diakonie Deutschland wollen Menschen mit unterschiedlichen Meinungen, vor allem angesichts der aktuellen Europawahlergebnisse, verstärkt zusammenbringen. Das teilten die Partner heute mit.

Die Orte können vielfältig sein, konkrete Vorgaben gibt es bei der Initiative "#VerständigungsOrte" nicht: Zum Beispiel beim "Tischgespräch" in Hannover, das zum Austausch auf Augenhöhe einlädt, oder auf dem "SachsenSofa", wo Bürgerinnen und Bürger in ländlichen Regionen mit Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft ins Gespräch kommen. Beim Projekt "Bubble Crasher" in Sachsen-Anhalt und Thüringen sollen Jugendliche mit gegensätzlichen politischen Überzeugungen miteinander reden, die sich sonst eher aus dem Weg gehen. Für diese und viele weitere Aktionen öffnen Gemeinden und diakonische Einrichtungen in ganz Deutschland ihre Türen und wollen damit einen Beitrag zur Demokratiestärkung leisten.

Bischöfin Kirsten Fehrs, amtierende EKD-Ratsvorsitzende, sagte: "Das Ergebnis der Europawahl zeigt erneut, wie groß die Polarisierungen in unserer Gesellschaft inzwischen geworden sind. Bloße Appelle reichen nicht – wir müssen miteinander reden! Das Evangelium ist ein einziger Verständigungsort.

Es ist voller Geschichten, in denen Menschen miteinander reden, miteinander streiten, sich versöhnen. Diesen biblischen Faden wollen wir als Kirche und Diakonie aufnehmen. " Wichtig sei das, so die Bischöfin weiter, vor allem in Zeiten, in denen es schwer sei zusammenzufinden. Dazu müsse es Orte geben, an denen Kritik ebenso sein darf wie die Suche nach Kompromissen. Dazu gehöre es aber auch, sensibel auf akute Sorgen und unterschiedliche Weltsichten einzugehen – in der Zuversicht, dass jedes verständigende Wort einen Unterschied macht. 

Auch Rüdiger Schuch, Präsident der Diakonie Deutschland will dem Eindruck einer scheinbaren gesellschaftlichen Spaltung, die in der Öffentlichkeit und insbesondere in den sozialen Netzwerken entstünde, entgegentreten und Räume schaffen, "in denen sich Menschen über gesellschaftliche Probleme austauschen können. Denn miteinander zu reden ist der erste Schritt zur Verständigung."

Der Direktor der evangelischen Zukunftswerkstatt midi, Klaus Douglass, sagte: "Jesus sammelte Menschen aus verschiedenen politischen und religiösen Lagern um sich. Er brachte sie dazu, miteinander zu reden und sich gemeinsam einem größeren Ziel zu verschreiben. Dieser Spur folgen wir mit der Initiative #VerständigungsOrte."

"#VerständigungsOrte – Wir. Reden. Hier." ist eine Initiative der evangelischen Zukunftswerkstatt midi zusammen mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Diakonie Deutschland. Die Initiative will Kirchengemeinden, diakonische Einrichtungen und andere kirchliche Institutionen einladen, Verständigungsorte anzubieten, und bietet dafür Tipps, Praxisbeispiele, Materialien und eine Online-Seminar-Reihe. Das nächste kostenfreie Webinar findet beispielsweise schon kommenden Donnerstag statt. Es  stellt zwei Projekte vor: Zum einen die  "Mindener Begegnungen", bei denen beim Kochen und Essen Annäherungen gelingen können sowie die Veranstaltung "Mit Andersdenkenden reden lernen", die sich damit beschäftigt hat, wie man mit Menschen reden könne, die ganz anders denken als man selbst?