Flussmuschel
Tom Meijer/cc/Wikimedia Commons
Die Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera) ist eine der großen Süßwasser-Muscheln und gilt es zu schützen.
Schutz der Muschel
Drei Fragen an einen Muschelexperten
Andreas Dobler ist Leiter der Arbeitsgruppe "Großmuscheln" bei der Technischen Universität München (TUM). Der promovierte Ökologe kann erklären, warum in Bayern Menschen seit 2008 jedes Jahr 15 bis 20 Ehrenamtliche gesucht werden, die sich darum kümmern, dass es den bayerischen Muschelbeständen gut geht. Der Evangelische Pressedienst (epd) hat den Muschelexperten hierzu befragt.

epd: Wenn von Muscheln die Rede ist, denken die meisten an Meer und Strand. In Bayern kennen viele kaum Muscheln. Welche Arten kommen vor und wo?

Andreas Dobler: In stehenden und fließenden Gewässern gibt es in Bayern sieben Großmuschelarten. Wir haben hier eine besondere Verantwortung, weil es in Bayern noch die meisten Muschelarten gibt. Die bekannteste ist wohl die Flussperlmuschel, die vor allem in Niederbayern, der Oberpfalz und Oberfranken vorkommt.

Sie ist in ganz Europa geschützt, aber sie ist unser größtes Sorgenkind, denn ihre Habitate sind anfällig. Die Bachmuschel war früher die häufigste Art, aber ihre Bestände sind eingebrochen. Störungen, wie Landwirtschaft bis an den Gewässerrand, Entwässerungsgräben, Ölunfälle, Biberfraß - all dies führt zum Rückgang. Es braucht da Augen und Ohren der Muschelschützer vor Ort, damit man kurzfristig und längerfristig reagieren kann.

Warum brauchen wir denn die Muscheln in unseren Gewässern? Was tun sie?

Dobler: Muscheln filtrieren das Wasser und tragen so zur Reinigung unseres Trinkwassers bei. Jede Muschel kann pro Tag mehrere Liter reinigen. Früher gab es Bestände mit 10.000 Exemplaren, da kann man sich vorstellen, wie effektiv das war. Heute sind es Bestände meist um 100 Exemplare. Muscheln graben sich in die Sedimente der Gewässer ein und lockern diese damit auf, davon können Fischarten und Insekten profitieren.

Wenn sie Ehrenamtliche zu Muschelberatern ausbilden, steht auf dem Programm auch das Thema Kommunikation in Konflikten. Warum?

Dobler: Naturschutz ist immer mit Emotionen verbunden. Es gibt die Leute, die die Flächen um das Habitat für Forst- und Landwirtschaft nutzen wollen. Es kommt oft auch zu Artenkonflikten: Wer verdient den größeren Schutz - etwa wenn ein Biber am Standort lebt? Da können die Muschelberater deeskalierend wirken und etwa darauf aufmerksam machen, wie Rückegassen in der Forstwirtschaft angelegt werden, damit das Gewässer für die Muschel nicht abgegraben wird. Sie haben im Kurs die Gefährdungsfaktoren gelernt und wissen, wo die Bestände sind. Muscheln sind streng geschützt, deshalb geben wir auch nicht alle Bestände preis.