Luwam geht durch den kleinen Garten an der Kirche und schaut in die fünf Hochbeete. Die Setzlinge sprießen schon in der Erde der umgebauten Holzpaletten. Bald kann man Salat, Tomaten, Gurken und anderes gesundes Gemüse und Kräuter ernten. "Es macht Spaß, im Garten zu arbeiten", sagt die alleinstehende junge Mutter aus Eritrea.
Seit fünf Jahren lebt Luwam mit ihrem Sohn im Ludwigshafener Stadtteil West, einem sozialen Brennpunkt mit hoher Arbeitslosigkeit und vielen Zuwanderern. Im "Mitmachgarten" der protestantischen Jona-Gemeinde hilft sie seit einiger Zeit mit - und hat dadurch Anschluss zu Menschen aus der Nachbarschaft gefunden. "Ich kann Deutsch üben und andere Leute treffen", sagt die gelernte Automechanikerin, die gerne mit älteren Menschen arbeiten würde.
Regelmäßig lädt ein Team zum "Gartencafé" neben der baufälligen Matthäuskirche ein. Dort erprobt die Kirchengemeinde seit fast drei Jahren Ideen für eine Kirche der Zukunft. Im Rahmen des neuen Kooperationsprojektes "Ansprechbar@Matthäus" können immer freitags Menschen aus dem Quartier zum Kaffeeklatsch und anschließendem gemeinsamen Gärtnern zusammenkommen. Neben dem Begegnungszentrum "Mittendrin" in Pirmasens ist es das zweite diakonische Gemeinwesenprojekt im Bereich der Evangelischen Kirche der Pfalz.
Inmitten der trostlosen Straßenzüge aus Beton will der "Mitmachgarten" mit seinen Blumenbeeten auch etwas Farbe ins Leben der Menschen bringen, sagt Sozialarbeiterin Monika Oberfrank von der Diakonie. Sie ist gemeinsam mit ihrem Kollegen Sebastian Banzhaf für das Projekt in dem 6.000-Einwohner-Stadtteil zuständig. Getragen wird es von der Jona-Kirchengemeinde, dem Diakonischen Werk Pfalz und der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Die Kirche wolle "eine niedrigschwellige Anlaufstelle für Menschen und ihre Nöte und Anliegen" sein, sagt Oberfrank.
Alle an einem Tisch vor der Kirche
Eigentlich verkaufen die beiden Rentnerinnen Renate und Angelika freitags immer allerlei Dinge auf dem Flohmarkt. Doch genießen es die Freundinnen, "einfach einmal zusammenzusitzen und ein bisschen zu erzählen", wie Angelika sagt. Rund 15 Leute aus der Nachbarschaft sitzen im "Garten-Café" an einem Tisch vor der Kirche, vor allem Frauen. Angelika holt sich gerne Tipps für den Garten, und ihre Freundin Renate ist froh, "nicht alleine zu Hause zu hocken".
Ein älterer Herr kommt vorbei, wird freundlich von der Runde begrüßt und genießt schweigend einen Teller mit frischem Salat. Wer will, der kann im wenige Schritte entfernten Kirchgarten sein eigenes Gemüse anpflanzen. Auch um die Wertschätzung von Lebensmitteln und gesunde Ernährung geht es bei dem Projekt, erzählen die Diakonie-Mitarbeiter Oberfrank und Banzhaf.
In der "grünen Oase" könnten besonders ärmere und einsame Menschen füreinander da sein, sagt Banzhaf: "Wir wollen ihnen eine Stimme geben und das Gemeinschaftsgefühl fördern." Auch Beratungen seien dienstags bis freitags auf Wunsch möglich.
Der türkische Flüchtling Sadettin, der Erdkästen mit Setzlingen wässert, packt gerne mit an. Seine Landsfrau Senay wohnt schon lange in Deutschland. Auch sie will der Gesellschaft "etwas zurückgeben", wie die Hobbygärtnerin sagt. Stiefmütterchen könnte man bei den Bäumen an der Kirche setzen, schlägt sie vor. Und die Männer sollten besser mithelfen, "schwere Erdsäcke und Blumenkübel tragen und das Unkraut wegbrennen". Die Ernte aus ihrem "Mitmachgarten" teilen die Menschen aus Ludwigshafen-West übrigens gerne, versichert Sebastian Banzhaf: "Wenn jemand Hunger hat, kann er sich bedienen."