Deutschland fällt bei Lebenserwartung in Westeuropa zurück

Wiesbaden (epd). Deutschland gehört in Westeuropa zu den Schlusslichtern bei der Lebenserwartung und fällt weiter zurück. Der Rückstand bei der durchschnittlichen Lebenserwartung habe sich von 0,7 Jahren im Jahr 2000 auf 1,7 Jahre im Jahr 2022 vergrößert, teilte das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) am Mittwoch in Wiesbaden mit. „Der Beginn der 2000er Jahre markiert einen Wendepunkt in der Dynamik der Sterblichkeitsentwicklung in Deutschland“, sagte der Mitautor der Studie, Pavel Grigoriev, vom BiB.

Die höchste Lebenserwartung hätten die Schweizer mit 83,5 Jahren, sagte ein Sprecher des BiB dem Evangelischen Pressedienst (epd). Spanien folge mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 83, 2 Jahren, in Deutschland liege sie bei 80,5 Jahren.

Ostdeutschland konnte laut Mitteilung nach der Wiedervereinigung und finanziellen Investitionen in die medizinische Versorgung den Rückstand gegenüber Westdeutschland erheblich verringern. Seit der Jahrtausendwende hätten jedoch Ost und Westdeutschland gegenüber den anderen Ländern Westeuropas an Boden verloren. „Um Deutschlands Rückstand bei der Lebenserwartung zu verringern, müsste die Sterblichkeit gerade im höheren Alter reduziert werden“, sagte Sebastian Klüsener, Forschungsdirektor am BiB. Im internationalen Vergleich zeige sich ein Aufholbedarf bei der Prävention und der Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ähnliches gelte für die Tabak- und Alkoholprävention sowie eine gesunde Ernährung.

Der wachsende Rückstand Deutschlands in der Lebenserwartung sei bei einzelnen Altersgruppen unterschiedlich ausgeprägt. Die Sterblichkeit von Menschen unter 50 Jahren liege im westeuropäischen Durchschnitt, bei der Bevölkerung über 65 Jahre sei sie „deutlich erhöht“. Bei den Frauen zeige sich die höhere Sterblichkeit im Alter ab 75 Jahren. Die Männer sterben demnach vor allem im Alter zwischen 55 und 74 Jahren früher als in anderen Ländern.