Mann liest im Dunkeln unter Baum
pexels / Josh Hild
Das Evangelische Literaturportal stellt drei Romane vor, die das Thema Religion in ungewöhlichen Geschichten aufgreifen.
Blick in die Literatur
Buchtipps: Religion im Roman 
Das Evangelische Literaturportal stellt heute drei Romane vor, in denen biblische Figuren auftauchen: Ein Messias, der sich in der modernen Welt zurechtfinden muss, eine Pastorin, die plötzlich mit biblischen Frauen per WhatsApp chattet und Gott selbst, die den Menschen neue und herausfordernde Aufgaben stellt. Drei skurrile und unterhaltsame Romane, die aber auch zum Nachdenken anregen. 

Es gibt einen Gott, und ihr ist langweilig

Christian Schulte-Loh: Es gibt einen Gott, und ihr ist langweilig.

Gott will unterhalten werden und erhebt Kunst zur einzigen Währung.

Im Debüt-Roman des Comedian Schulte-Loh findet sich die Menschheit plötzlich in einem unglaublichen Szenario wieder: Gott – hier Singu genannt -  erbringt den unwiderlegbaren Beweis ihrer Existenz. Aber die von Geld und Gier nach Besitz besessenen Menschen öden sie an und so fordert sie von ihnen Kreativität und Kunst, um unterhalten zu werden. Wer darin versagt, dem droht nach dem Tod die Hölle.

Die meisten Menschen sind von dieser Aufgabe völlig überfordert und suchen panisch nach Mentoren, um Kreativität zu lernen. Das macht Künstler wie den obdachlosen Jazz-Musiker Adam und die erfolglose Autorin Sara zu gefragten Lehrpersonen und verhilft ihnen zu ungeahntem Ansehen. Gemeinsam trotzen sie den Wirren der neuen Weltordnung und kommen sich langsam näher – bis plötzlich immer mehr Menschen einfach tot zusammenbrechen.

Schulte-Loh zeichnet mit viel Humor ein packendes Gesellschaftsporträt und stellt nicht weniger als die Frage nach dem Sinn des Lebens. Müssen wir Erfolg haben, um Gnade bei Gott zu finden? Sind wir etwa nur Marionetten in einem undurchschaubaren Plan? Die geniale Auflösung der zunehmend düsteren Erzählung wird hier nicht verraten.
Unbedingt selber lesen! 
Claudia Puschmann 

Schulte-Loh, Christian: Es gibt einen Gott, und ihr ist langweilig. Droemer 2023. 335 S. ISBN 978-3-426-28412-4, kt.: 17,99 €

Das Evangelium der neuen Welt

Das Evangelium der neuen Welt von Maryse Conde

Ein Roman über die Möglichkeit eines offenen Messias, der sich und seine Bestimmung einer hermeneutischen Spirale gleich sucht. 

Ein wunderliches Buch mit einem wunderlichen Protagonisten. Wir begleiten einen Jungen, der uns immer ein bisschen unbekannt bleiben wird, mit einem Auftrag, der ebenfalls vage ist, außer: Frieden und Toleranz in der Welt zu stiften. Wir erfahren zwar, wohin er unterwegs ist, wo und mit wem er spricht, aber was genau er sagt und schreibt, das erfahren wir nicht. Manchmal scheint er etwas "brianesk" – scheint sich mit der Rolle eines Messias überhaupt nicht zu identifizieren und ist angewidert von den Demutsbekundungen und Heilszuschreibungen seiner Umgebung – andererseits scheint er dann auch wieder eingenommen von der großen Idee, Sohn eines Gottes zu sein, schreibt über sich und seine Erlebnisse, hört nicht auf, nach seinen leiblichen Eltern und der Erfüllung seines Auftrags zu suchen und begegnet dabei unterschiedlichen Formen von Liebe, Gemeinschaft, Korruption, Verwandtschaft und ist am Ende vielleicht so schlau wie zuvor und doch verändert.

Ein Buch, an dem man allein, aber sicher auch in Gemeinschaft Freude hat; dessen Themen zum gemeinsamen Denken anregen.  
Jule Zemke 

Condé, Maryse: Das Evangelium der neuen Welt. Dt. von Bettina Bach. München: btb 2023. 311 S. Aus d. Franz. ISBN 978-3-442-77366-4, kt.: 16,00 €

Bible Bad Ass

Edith Löhle: Bible Bad Ass

Ein popkultureller Debüt-Roman über Frauen in Bibel und Kirche.

Für die Journalistin Klara gibt es zahlreiche Gründe, permanent geladen zu sein: Sexismus ist einfach überall, ganz besonders in ihrer Redaktion. Eine Wendung bringt die Reportage, die sie über die progressive Pfarrerin Annina erarbeitet. Völlig unerwartet wird Klara in eine Chatgruppe mit biblischen Frauen aufgenommen. Klara taucht ein und erfährt, was sie sich im Religionsunterricht immer gewünscht hätte.

Die Idee des Romans, feministische Aspekte des Glaubens und die Repräsentation von Frauen in Kirche und Bibel zu thematisieren, finde ich richtig gut. Auch – oder vielleicht gerade – Menschen, die sich nicht mit dem christlichen Glauben identifizieren, werden neue Informationen aus der Lektüre mitnehmen und auch popkulturelle Verweise (wie auch eine Playlist) könnten Leser:innen begeistern. Leider wirkt die direkt-rotzige Sprache an sehr vielen Stellen doch zu gewollt und unrealistisch – dadurch bleibt das Debüt hinter dem Potenzial zurück.

Ein Roman, der auf jeden Fall Gesprächsstoff bietet und anregt, sich vertieft mit den biblischen Frauengeschichten zu beschäftigen. 
Sofie Fiebiger 

Löhle, Edith: Bible Bad Ass. Graz: Leykam 2024. 281 S. ISBN 978-3-7011-8322-7, geb.: 24,50 €

evangelisch.de dankt dem Evangelischen Literaturportal Eliport für die inhaltliche Kooperation.