"Eine sehr große Mehrheit aller Kirchenmitglieder erwartet, dass die Kirchen mehr zusammenarbeiten und nicht das eigene konfessionelle Profil pflegen oder sogar schärfen", heißt es in einem gemeinsamen Gastbeitrag der Theologen in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Dienstag). Jung und Feige ermutigen dazu, nicht das Trennende zwischen den Kirchen zu betonen, sondern das zu tun, was möglich ist.
"Nach wie vor ist es schmerzlich, das Abendmahl nicht gemeinsam zu feiern", schreiben Jung und Feige, der auch katholischer Ökumene-Bischof ist: "Es wird aber von Christus her möglich, danach zu fragen, welche Formen der wechselseitigen Teilhabe verwirklicht werden könnten." Auch bei ethischen Fragen gebe es weiterhin Differenzen, räumen die beiden hochrangigen Geistlichen ein. Im Dialog miteinander sei es nötig, "sich dies nüchtern zuzugestehen und solche begrenzten Dissense nicht gleich als Ende der Ökumene zu markieren".
Jung und Feige würdigten das Mitte März erschienene Ökumene-Papier der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der katholischen Deutschen Bischofskonferenz. Der Text hat den Titel "Mehr Sichtbarkeit in der Einheit und mehr Versöhnung in der Verschiedenheit". In Zeiten zunehmender Säkularisierung wollten die evangelische und katholische Kirche in Deutschland noch enger zusammenarbeiten, hieß es darin.
Der Text ist aus dem Kontaktgesprächskreis von Bischofskonferenz und EKD entstanden und nimmt Bezug auf das gemeinsame Dokument, das im Jahr 2017 anlässlich des Gedenk- und Feierjahres zu 500 Jahre Reformation veröffentlicht wurde. Damals griff man auf die Formel "Sichtbare Einheit in versöhnter Verschiedenheit" zurück, um die Beziehungen zwischen der evangelischen und katholischen Kirche zu beschreiben.
Die Formel ist aber älter. Sie stammt aus dem Ökumene-Prozess der Kirchen, die aus der Reformation hervorgingen, und mündete 1973 in die Leuenberger Konkordie, in der sich die protestantischen Kirchen Europas die volle Kirchen- und Abendmahlsgemeinschaft zusicherten.