Sechs Schritte vorwärts, sechs zurück, rechts blocken, links blocken: Beim Choreographie-Training ist oft nur das tiefe Surren der Lichtschwerter zu hören, die durch die Luft gewirbelt werden - und die Schläge, wenn sie aufeinandertreffen. In der "Saber Academy Karlsruhe" trainiert eine Gruppe den Lichtschwertkampf nach dem Vorbild der Helden aus "Star Wars" - und er soll möglichst ebenso dramatisch aussehen, eben wie im Film. Mit dabei ist auch der zwölfjährige Jan mit seinem Vater Jörg, die eine gemeinsame Choreographie für ihren nächsten Auftritt einüben.
"Ich bin groß geworden mit 'Star Wars'", sagt Jörg. "Die Story mit Gut und Böse und den Lichtschwertern gibt es sonst nirgends. Mich fasziniert es, das nachspielen zu können, da fühlt man sich selbst wie im Film." Als im Jahr 1977 der Kinofilm "Krieg der Sterne"- auf Englisch "Star Wars" - erschien, konnte Drehbuchautor, Produzent und Regisseur George Lucas nicht ahnen, was für ein Universum aus seinen Ideen entstehen würde - und dass Fans weltweit am 4. Mai den internationalen "Star Wars"-Tag feiern. Das Datum wurde wegen eines Wortspiels ausgewählt: Die englische Aussprache des Datums "May, the fourth" (4. Mai) hört sich nämlich so ähnlich an wie der Kultsatz aus dem Film: "May the force be with you" - "Möge die Macht mit dir sein".
"Was viele nicht wissen, ist, dass den ersten 'Star Wars' Film erst einmal kein Hollywood-Studio produzieren wollte, weil viele glaubten, dass Science Fiction aus der Mode sei", sagt der Freiburger Medienkulturwissenschaftler Andreas Rauscher. Eine gigantische Fehleinschätzung: Mit Einnahmen von rund 10,3 Milliarden US-Dollar ist das Star-Wars-Franchise, das Star-Wars-Schöpfer George Lucas im Jahr 2012 mit allen Unternehmen und Markenrechten an Walt Disney verkauft hatte, momentan nach Marvel die zweiterfolgreichste Filmreihe der Welt.
Heute sind nicht nur Jan und sein Vater Jörg von der Weltraumsaga begeistert, in vielen Ländern weltweit treffen sich Gruppen zum Showkampf-Lichtschwerttraining oder zum Fechten mit dem Lichtschwert, dem sogenannten Ludosport. "Die Faszination ist generationenübergreifend. Wir hatten schon Tochter, Vater und Opa hier", erklärt Kampfsporttrainer Timm Blaschke von der Saber Academy.
Lichtschwertsport ist beliebt
"Wenn es einen Gegenstand gibt, der sinnbildlich für die 'Star Wars'-Filme steht, dann ist es das Lichtschwert und die Macht", sagt Markus Hanke, der gemeinsam mit Blaschke der Haupttrainer ist und bei Nick Gillard, dem Stuntchoreographen der "Star Wars"-Episoden 1-3, den Umgang mit dem Lichtschwert gelernt hat. Er hat schon viele Lichtschwerter selbst gebaut, wie er erzählt - aus schlagfestem Polycarbonat und einem Aluminiumgriff.
Einen etwas anderen Schwerpunkt hat der Ludosport, den Matthias Lehmann im Hochschulsport der Universität Stuttgart anbietet und der Spaß am Lichtschwert mit der Disziplin des Schwertkampfes verbindet. "Ein toller Ausgleich für Kopf und Körper", wie der ausgebildete Ludosporttrainer findet. Der Lichtschwertsport wurde 2006 in Italien entwickelt, es gibt mittlerweile 80 Akademien weltweit. Im Ludosport werden offizielle Wettbewerbe nach strengen Regeln veranstaltet - Stoßtreffer und Schläge ins Gesicht sind tabu, stattdessen sind Rücksicht und Respekt gefragt.
"Star Wars" biete für jeden Geschmack Charaktere an, sagt Rauscher, Vertretungsprofessor am Institut für Medienkulturwissenschaft der Universität Freiburg und Autor des Buches "Star Wars. 100 Seiten": "Darth Vader als einen der prägendsten Schurken der Filmgeschichte, die netten Roboter R2-D2 und C-3PO und den Jedi-Meister Yoda, der immer in weisen Rätseln spricht." Hinzu komme, dass der Science-Fiction-Klassiker unterschiedlichste Genres aufnehme: Einen Wüstenplaneten, auf dem die Gesetze des Western gelten, die Laserschwertkämpfe, die teilweise an den Samurai orientiert seien, sowie die ganze Philosophie der Jedi, die von verschiedenen Religionen beeinflusst sei.
Einfache Antworten auf lebensnotwendige Sinnfragen
Die Theologin und Science-Fiction-Expertin Christina Drobe erklärt sich die Faszination auch dadurch, dass der "Krieg der Sterne" klare Antworten auf bestimmte existenzielle Sinnfragen gebe wie: Woher kommt das Böse und wie können wir es überwinden? Im Film gehe das Böse von Menschen aus, die sich der "dunklen Seite der Macht" bedienten. Durch die Entscheidung für die "gute Seite" sei es möglich, aus der Tyrannei zu einem Leben in Freiheit zu kommen, so beschreibt es die Privatdozentin für Systematische Theologie an der Universität Tübingen.
Der Erfolg von "Star Wars" zeige also auch, dass viele Menschen ein Bedürfnis nach klarem Antworten auf ihre Sinnfragen hätten. Das "Star Wars"-Universum wird bald um einen weiteren Film reicher: Im Juni beginnen die Dreharbeiten für "The Mandalorian & Grogu", den zwölften Kinofilm, der im Mai 2026 in die deutschen Kinos kommen soll. Und auch dort werden sicher Lichtschwerter und auch das Dunkelschwert der Mandalorianer eine wichtige Rolle spielen. Stoff für neue Choreographien von Lichtschwertfans wie Jan und seinen Vater Jörg.