Eine Gruppe von Menschen sitzt auf einem Felsen, schaut in die Ferne und hat die Arme umeinander gelegt
Duy Pham/Unsplash
Buchtipps zum Thema "Menschliches Miteinander brauchen wir alle"
Blick in die Literatur
Büchertipps: Menschliches Miteinander
Menschliches Miteinander brauchen wir alle. Das Evangelische Literaturportal stellt heute 3 Bücher vor, die sich dem Thema auf verschiedene Weise annähern: Das Sachbuch "Miteinander" setzt sich wissenschaftlich mit diesem essentiellen Thema auseinander. Von tröstlichen und ermutigenden Beispielen handeln unsere beiden Romane, der eine ("Oben Erde, unten Himmel") ist mit dem Ev. Buchpreis 2024 ausgezeichnet.

Menschliches Miteinander brauchen wir alle. Gleichzeitig fällt es uns in einer beschleunigten, vermehrt interkulturell geprägten Welt mit widerstreitenden Meinungen und Maßstäben immer schwerer, ein gutes Miteinander zu schaffen und zu erhalten. 

Miteinander

Wie funktioniert menschliches Zusammenleben?

Der Anthropologe Farhan Samanani erzählt in diesem Buch anhand vieler eigener Beobachtungen in einem Londoner Vorort von menschlichem Zusammenleben. Er berichtet von verschiedenen Communities, sozialen Projekten und den Geschichten einzelner Personen. Dabei arbeitet er heraus, wie vermeintliche Differenzen eigentlich gar keine sind und stellt starre soziale Grenzen infrage. Er greift hierbei auch immer soziale Experimente und Thesen verschiedener Wissenschaftler:innen auf.

Die Ausführungen, die eher theoretischer Natur sind, sind nicht immer schnell zu erfassen. Viele Gedanken werden unmittelbar hintereinander vorgetragen, sodass viele Informationen auf einmal zu verarbeiten sind. Manche Stellen sollten daher ein paar Male gelesen werden, um sie wirklich zu verstehen, was durchaus lohnenswert ist. Die vorgenannten Beobachtungen runden als Beispiele die theoretischen Erklärungen jedoch ab und bestätigen diese. So schafft es der Autor, Anthropologie und Soziologie lesenswert miteinander zu verknüpfen und wertvolle Denkanstöße für das eigene soziale Leben der Leser:innen zu geben.

Ein wissenschaftlich anspruchsvolles Buch, das zur Diskussion miteinander einlädt. 

Benjamin Brokmeier 

Farhan Samanani. Dt. von Ulrike Kretschmer. München: Hanser Berlin 2023. 366 S. ; 22 cm. Aus d. Engl. ISBN 978-3-446-27385-6, geb.: 28,00 €

Bis wir Wald werden

Familie ist mehr als Verwandtschaft: Ein Roman über Verbundenheit und Aussiedler:innen aus der ehemaligen Sowjetunion.

Im Haus, das mehr als ein Haus ist, leben Ich-Erzählerin Nanush und ihre Urgroßmutter Babulya. Zwischen Babulyas Erinnerungen an Sibirien und dem Wald nebenan halten die beiden zusammen, geben einander Halt. Verbunden sind sie in ihrem Bemühen, Heimat zu erschaffen, mit den anderen Hausbewohner:innen, Oma Elsa und Felek und Vitali etwa, deren Geschichten von Flucht und Vertreibung, vom Umgang mit traumatischen Erlebnissen und ihrem Alltag verwoben werden. 

"Bis wir Wald werden" erzählt dabei weniger eine Handlung im herkömmlichen Sinn, vielmehr werden auf bezaubernd empathische Weise die Charaktere und ihre Beziehungen zueinander entfaltet. Die präzisen Beobachtungen machen Aspekte russlanddeutscher Kultur sichtbar, ohne dabei belehrend anzumuten. Mit seiner poetisch-zärtlichen und zugleich klaren Sprache, sanftem Humor und einem Hauch Magie berührt das Romandebüt sehr.

Ein einfühlsamer Roman, in dem man auch bei mehrfacher Lektüre Details entdecken kann. Besonders empfohlen für alle mit Interesse an den Geschichten Russlanddeutscher.

Sofie Fiebiger

Birgit Mattausch. Stuttgart: Klett-Cotta 2023. 175 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-608-98693-8, geb.: 20,00 €

Oben Erde, unten Himmel

Eine junge Frau aus einer japanischen Großstadt kommt durch die Arbeit dem Tod nah, das verändert ihr Leben.

Suzu lebt allein. Sie teilt sich ihre Wohnung mit einem Hamster. Beziehungen zu Männern lassen sie unglücklich zurück. Familienkontakte finden keinen Widerhall in ihr. Sie nimmt einen Job in einer Reinigungsfirma an, die sich um Orte kümmert, an denen Menschen tot aufgefunden werden. Von ihrem Chef guckt sie sich ab, wie er denen, die elendig die Erde verlassen haben, würdevoll begegnet. Er spricht mit ihnen, als wären sie am Leben und hörten die Botschaften. In ruhigem Ton verspricht er ihnen, sie respektvoll zu verabschieden. Die Mitarbeitenden räumen auf und reinigen, erzählen einander Geschichten und öffnen sich für diese Schwingungen zwischen Himmel und Erde. "Es geht darum, etwas für einen Toten zu tun, was man sonst nur für einen Lebenden tut." Wo hört schon die Erde auf, wo begint der Himmel? Die Grenzen sind verschwommen. Vielleicht ist der Himmel auch unten und wir Menschen gehen auf Wolken. Wer weiß das schon? Suzu findet in diesen heiligen Zonen zurück ins Leben. 

Unbemerkt Verstorbene bekommen ihre Würde zurück und schärfen den Blick auf alles Lebendige.Himmel und Erde verweben sich.  

Christine Behler 

Milena Michiko Flašar. Berlin: Wagenbach 2023. 296 S. ; 22 cm. ISBN 978-3-8031-3353-3, geb.: 26,00 €

evangelisch.de dankt dem Evangelischen Literaturportal Eliport für die inhaltliche Kooperation.