Der Vatikan äußert sich weiter ablehnend gegen Geschlechtsangleichungen und die Gender-Theorie. Jeder geschlechtsverändernde Eingriff berge in der Regel die Gefahr, "die einzigartige Würde zu bedrohen, die ein Mensch vom Moment der Empfängnis an besitzt", heißt es in einer am 8.4. veröffentlichten Erklärung des vatikanischen Glaubensdikasteriums. Darin hat der Vatikan vor zunehmenden Verstößen gegen die Menschenwürde in vielen gesellschaftlichen Bereichen gewarnt. Der Text ist von Papst Franziskus gebilligt.
Zum Thema Geschlechtsumwandlungen heißt es, dies beziehe sich nicht auf medizinische Behandlungen, die aufgrund von angeborener oder sich später entwickelnder "genitaler Anomalien" durchgeführt werden. "In diesem Fall würde die Operation keine Geschlechtsangleichung in dem hier beabsichtigten Sinne darstellen", stellt der Vatikan klar.
"Die Kirche verkündet, fördert und macht sich zum Garanten der Menschenwürde", heißt es in der Erklärung "Dignitas infinita - über die menschliche Würde". In Kapitel vier des 25-seitigen Dokuments werden "einige schwere Verstöße gegen die Menschenwürde" aufgezählt. "Die Würde des Leibes kann nicht als geringer angesehen werden als die der Person als solcher", heißt es in dem Text.
Neben Krieg, dem Leiden von Migranten oder dem Menschenhandel findet sich in dem Kapitel auch ein kurzer Abschnitt über sexuellen Missbrauch als Verstoß gegen die Menschenwürde. Die Kirche setze sich "unermüdlich" dafür ein, allen Arten von Missbrauch ein Ende zu setzen, "und zwar beginnend im Inneren der Kirche". Auch Abtreibung, Leihmutterschaft und Gewalt gegen Frauen werden in dem Dokument als "schwere Verstöße gegen die Menschenwürde" aufgeführt.
Ablehnung einkalkuliert
Die "Gender-Theorie" lehnt der Vatikan ebenfalls zum Schutz der Menschenwürde ab, da sie den "unaufhebbaren Geschlechtsunterschied zwischen Mann und Frau" verschleiere. Mit ihrem Anspruch, alle gleich zu machen, lösche sie die Unterschiede aus. In dem entsprechenden Abschnitt der Erklärung wird zugleich kritisiert, "dass mancherorts nicht wenige Menschen allein aufgrund ihrer sexuellen Orientierung inhaftiert, gefoltert und sogar des Lebens beraubt werden".
Manche Aufzählungen in diesem vierten Kapitel seien Konsens in der Gesellschaft, andere würden nicht auf die Zustimmung aller treffen, sagte Kardinal Víctor Manuel Fernández, der Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre.
Bätzing: Grundlage zur Weiterarbeit
Im Zusammenhang mit Geschlechtsangleichungen betonte er die "Wichtigkeit, die Realität als jene anzuerkennen, wie sie ist". Er erkenne in der heutigen Zeit eine Tendenz, die Realität ändern zu wollen, ohne anzuerkennen, dass eine gegebene existiere. Fernández betonte auch, dass bei allen Themen, die aufgeführt sind, Punkte fehlen. "Für jedes dieser Themen könnte man ein eigenes Dokument schreiben", sagte Fernández.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sagte: "Natürlich gäbe es zu den einzelnen Themen noch weitaus mehr und weiter Differenzierendes zu sagen." Der Charakter der Erklärung biete einen "überblickartigen Hinweis auf den relevanten Argumentationsfaden".
Gerade dadurch könne mit diesem Dokument in den jeweiligen Einzelthemen nun weitergearbeitet werden, sagte Bätzing, "insbesondere etwa im Hinblick auf die Problematik der sexualisierten Gewalt und ihrer Vertuschung in der Kirche". Hier müsse die Kirche noch stärker nach "missbrauchsbegünstigenden strukturellen und systemischen Aspekten" fragen. "Dieser Problematik, die mit einer massiven Verletzung der Würde aller Betroffenen einhergeht, wird man anders nicht nachhaltig entgegentreten können", sagte Bätzing.