Ostern ist nach den Worten der amtierenden Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, ein Hoffnungsfest gegen Krieg und Gewalt. "Krisenmüde und kriegserschüttert, wie wir angesichts des unermesslichen Leids an so vielen Orten dieser Welt sind, setzt das Osterfest innere Kraft frei und spricht den traurigen und tief erschöpften Seelen dieser Tage Mut zu", sagt die Hamburger Bischöfin in Hannover in ihrer Osterbotschaft.
Fehrs betont angesichts des russischen Angriffskriegs in der Ukraine und dem Krieg in Nahost, groß sei die Sehnsucht nach Aufbruch, Frühling und Befreiung zu einem unbeschwerten und unbedrohten Leben und neuer Hoffnung. "Die Welt braucht einen Neuanfang, denn sie muss anders werden. Menschlicher. Lebensnaher." Sie nimmt aber auch Bezug auf die Stimmung in der deutschen Gesellschaft. Ostern heiße, sich aufwecken lassen angesichts der Bedrohungen der Demokratie, sagt Fehrs. "Ostern heißt: Aufstehen für ein Ende von Krieg und Gewalt, für eine gerechte Gesellschaft, für die Menschenwürde auch in unserem Land."
Der bayerische evangelische Landesbischof Christian Kopp erinnert in seiner Osterbotschaft an die Opfer von Kriegen. Auch an diesem Ostermorgen würden Menschen in der östlichen Ukraine und im Gazastreifen sterben, sagt er in seiner Botschaft. Die evangelischen Landesbischöfe in Baden und Württemberg, Heike Springhart und Ernst-Wilhelm Gohl, ermutigen zur Hoffnung. Denn Ostern sei der Sieg des Lebens über den Tod, der Sieg des Lichts über die Dunkelheit, betont der württembergische Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl in einem YouTube-Video. Die Berliner Bischöfe von evangelischer und katholischer Kirche haben in ihren Osterpredigten zu Zuversicht und der Überwindung von Trennendem in der Gesellschaft aufgerufen. Bischof Christian Stäblein von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz rief am Ostersonntag im Berliner Dom zu Frieden und Versöhnung auf. Berlins katholischer Erzbischof Heiner Koch sprach in seiner Predigt auch Glaubenszweifel an.
Osterbotschaft: Bischöfin Steen fordert zum Singen auf
Die Schleswiger Bischöfin Nora Steen erinnert in ihrer Osterbotschaft an das Singen als Zeichen der Hoffnung. "Die Aufnahmen aus den Metrostationen und Luftschutzbunkern in der Ukraine, auf denen Menschen singen, berühren mich tief", sagt die Bischöfin im Gottesdienst im Schleswiger St. Petri-Dom. Der schon seit über zwei Jahren andauernde Ukrainekrieg sei ein nicht enden wollender Karfreitag, sagt Steen weiter. Ein Leben im Krieg bedeute, dass alles auf null gesetzt werde, was das Leben lebenswert mache.
Normalität sei zu einem unerreichbaren Traum geworden. Singen gegen Verzweiflung und Angst sei dann eine Hoffnungskraft. Gesang tue nicht nur der eigenen Seele gut, sondern könne auch die Welt verändern, wie bei Demonstrationen, in Bürgerrechtsbewegungen. So sei der Song "We shall overcome" einer der Schlüsselsongs der Bürgerrechtsbewegung in den Vereinigten Staaten.
Bischof Meister: Ostern ist "heilender Vorgang"
In seiner Osterbotschaft warnt der Leitende Lutheraner-Bischof Ralf Meister mit Blick auf die Krisen dieser Welt vor Resignation. Für die tiefgreifenden Probleme, die derzeit Kirche, Gesellschaft und Weltpolitik verstörten, gebe es keine Patentrezepte, räumt Meister ein: "Wir brauchen Mut und Geduld, die nötigen Veränderungen anzugehen."
Ostern vermittele die Hoffnung, "dass auf den Trümmern unserer Fehler etwas Neues, Großes entstehen kann", sagt der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), der sieben Landeskirchen mit rund 7,8 Millionen Protestanten angehören. Ostern sei daher keine "plötzliche, wundersame Verwandlung, sondern ein heilender Vorgang", fügte der hannoversche Landesbischof hinzu.
Rheinischer Präses: Ostern gibt Hoffnung in Krisenzeiten
Nach Ansicht des rheinischen Präses Thorsten Latzel kann Ostern in Krisenzeiten Hoffnung und Kraft geben. "Wir erleben gegenwärtig eine Krise nach der anderen, schreckliche Gewalt in der Ukraine, in Israel/Palästina und bei Terroranschlägen", erklärt Latzel in seiner Osterbotschaft in Düsseldorf. Mit seinem Tod am Kreuz habe sich Jesus Christus an die Seite der Unterdrückten gestellt und sei selbst zum Opfer von Gewalt geworden.
"Er gibt sein Leben aus Liebe hin." Doch Gott lasse Tod und Gewalt nicht das letzte Wort. Jesu Auferstehung gebe Menschen die Kraft, selbst aufzustehen, um gemeinsam mit anderen Hass zu widersprechen und Liebe zu leben, betont der leitende Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland. "Das ist meine Osterhoffnung. Und Hoffnung brauchen wir mehr denn je."
Nachricht vom Sieg über den Tod gibt Menschen Kraft
In ihren Osterbotschaften erinnern die leitenden Geistlichen der beiden evangelischen Kirchen in Hessen, die kurhessische Bischöfin Beate Hofmann und der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung, an die Kraft der biblischen Verheißung. Die Nachricht von der Auferstehung Jesu und vom Sieg über den Tod gebe den Menschen nun bereits seit 2.000 Jahren Kraft und Zuversicht, erklärt Bischöfin Hofmann in ihrer Osterbotschaft.
Der braunschweigische Landesbischof Christoph Meyns ruft zu Ostern die Menschen auf, inmitten von Hass und Gewalt für Frieden und Versöhnung einzustehen. Der evangelische Theologe ermutigt dazu, für eine gerechte Verteilung von Gütern zu kämpfen sowie für die Bewahrung der Schöpfung inmitten des "zerstörerischen und selbstzerstörerischen Umgangs mit der Natur", wie die Landeskirche mitteilte.
Zeichen des Friedens und der Hoffnung
In ihrer Botschaft zum Ostersonntag ruft die Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) Kristina Kühnbaum-Schmidt dazu auf, die Kraft der Osterbotschaft in das tägliche Handeln einfließen zu lassen. "Jesus Christus ist auferstanden. Der Tod ist besiegt. Alles darf und kann neu werden. Wo Menschen sich verlassen auf die verwandelnde Kraft der Osterbotschaft, da orientieren Sie ihr Zusammenleben nicht nur an dem, was ist, sondern an dem, was möglich sein könnte.", sagt die Landesbischöfin.
Als Zeichen des Friedens und der Hoffnung bezeichnet die Evangelische Landeskirche Anhalts die Osterbotschaft. Oberkirchenrat Matthias Kopischke spricht in seinem Osterwort von einer "besonderen Zusage in einer Zeit voller Krisen." Er verweist in diesem Zusammenhang auf Kriege, die Zunahme antisemitischen, menschenverachtenden und intoleranten Denkens und die zunehmende Komplexität der Welt. Dies alles mache Menschen Angst, insbesondere Kindern und Jugendlichen.
Mehr Anstrengungen für den Weltfrieden
Die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) ruft in ihrer Osterbotschaft zu mehr Anstrengungen für den Weltfrieden auf. "In diesen Tagen, in denen die Dunkelheit in den Herzen vieler Menschen zu wohnen scheint und Kriege in der ganzen Welt wüten, wenden wir uns Christus und der Herrlichkeit seiner Auferstehung zu", erklärt der KEK-Präsident, der griechisch-orthodoxe Erzbischof Nikitas von Thyateira und Großbritannien in Brüssel.
Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck verweist auf die friedensstiftende Kraft des Osterfests. Aus der Erinnerung an die Auferstehung Jesu von den Toten könne eine Kraft erwachsen, "die hilft, das Böse zu überwinden", erklärt der katholische Bischof in seiner Osterbotschaft. Viele gesellschaftliche, politische, aber auch militärische Ereignisse machten aktuell den Eindruck, als seien sie "von Ängsten getrieben".
Schlüter: "Weitergehen kann und darf es nur anders"
Der Theologische Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Westfalen, Ulf Schlüter, hat an Ostern zur Hoffnung trotz der aktuellen Krisen ermutigt. Man müsse zwar die Augen fest verschließen, um sich angesichts der Lage der Welt und des Landes nicht zu sorgen, sagte Schlüter in seiner in Bielefeld verbreiteten Osterbotschaft. Die Hoffnung zu begraben, wäre jedoch "ein Pakt mit dem Teufel". Auch in der Kirche könne es so nicht weitergehen, sagte der Theologe und verwies auf die ForuM-Studie über Missbrauch bei evangelischer Kirche und Diakonie. Was Menschen in der Kirche an tiefem Leid erfahren hätten, treffe ins Mark.
Die Bayreuther Regionalbischöfin Dorothea Greiner erinnerte in der Stadtkirche daran, dass Gott auf der Seite derer sei, die ihn brauchten. Er habe Schwache, Hungrige, Arme, Bedürftige und Sterbende im Blick. Zugleich erinnerte sie an die Menschen in der Ukraine und die Klimakrise. Die Ansbach-Würzburger Regionalbischöfin Gisela Bornowski machte in ihrer Predigt deutlich, dass es ihr schwerfalle, vom Karfreitagsgeschehen auf die österliche Freude umzuschwenken. Ein Stimmungsumschwung um 180 Grad sei beim Blick "nach draußen" in die Welt herausfordernd. Der Regensburger Regionalbischof Klaus Stiegler sagte, dass bisherige scheinbare Selbstverständlichkeiten des Zusammenlebens grundlegend infrage gestellt seien.