Der Umgang mit Fehlern falle vielen Menschen schwer, weil in der Gesellschaft meist das zähle, was gelungen sei, sagte Hawelka. Gehe etwas schief, kämen möglicherweise Schamgefühle auf, unsere Identität sei angekratzt, weil wir glaubten, ein Versager zu sein. "Dann verdrängen wir lieber Misserfolge."
Doch wer sich seinem Scheitern stelle und offen damit umgehe, könne auch etwas gewinnen, ermutigte Hawelka. "Es geht um Kritikfähigkeit, um Experimentierfreude, um Widerstandsfähigkeit. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass in dem Moment, wo ich mich traue, auch mein Scheitern anzuschauen, dass ich dann viel mehr mit mir im Frieden bin." Wer sich mit seinen Misserfolgen beschäftige, könne lernen, beim nächsten Fehler nicht zu verzweifeln. "Also: Nicht gleich verzagen, sondern aufstehen und weiter machen."
Am besten geschehe der Umgang mit Fehlern und Misserfolgen im Gespräch mit anderen Menschen, in der Gemeinschaft. Das sei auch der Impuls für die öffentlichen Fuck-Up-Nights gewesen, die sich mittlerweile zu einer weltweiten Bewegung entwickelt hätten. "Das ist ein Format, das 2012 mal in Mexiko entstanden ist, als sich ein paar Männer über ihre Misserfolge unterhalten haben und im Anschluss eine große Erleichterung gespürt haben - weil sie die Dinge offen ausgesprochen haben."
Wer akzeptiere, dass Fehler zum Leben dazugehörten, könne auch lernen, mit sich selbst milder umzugehen. "Das ist für mich ein wirkliches Potenzial, wenn ich mich nicht verurteile, sondern den Misserfolg als eine Erfahrung sehe." Hawelka sagte, sie wolle nicht dazu einladen, künftig nur noch Fehler zu machen. "Es geht am Ende des Tages aber darum, reflektierter damit umzugehen." Wer im Umgang mit dem Scheitern alleine sei, sehe vieles dramatischer und denke, das passiere nur ihm: "Aber so ist es ja nicht. Jeder macht Fehler, diese Erkenntnis finde ich ganz wichtig."