Nacherzählt wird die Geschichte der letzten Tage von Jesus von Nazareth. Das Besondere dabei: Die Geschichte wird durch aktuelle Popsongs untermalt und kriegt so einen modernen Anstrich verliehen.
evangelisch.de: Herr Blümel, ganz ehrlich, wie war Ihre erste Reaktion auf die Anfrage: Möchtest du Jesus spielen?
Ben Blümel: Das war schon erstaunlich für mich, weil ich äußerlich halt gar nicht so der Jesus bin. Ich habe weniger Haare. Ich habe ein kleines Bäuchlein. Ich bin irgendwie von außen wirkend ein gemütlicher Mensch, der eigentlich gar nicht so viel leidet. Und das ist für die Passion auf den ersten Blick nicht die Person, die Jesus verkörpert oder vielleicht gerade doch.
Denn ich muss sagen, ich kann auf Werte zurückgreifen. Ich war früher in der Kirche beim Christgeburtsspiel einmal das Schaf. Dann war ich schon mal ein Stern und durfte einmal den Josef spielen. [Er lacht]. Aber ganz ehrlich, Jesus zu spielen, da muss man erst mal irgendwie drauf klarkommen. Aber RTL geht es um die Geschichte und da ist ein höchst professionelles Team dabei, das einen an die Hand nimmt, beim Thema Emotionen, Ausdruck und Gesang. Es geht nicht um mich, sondern es geht um die Rolle. Und das ist schön. Da kommt man sich auch begleitet und betreut vor und fühlt sich dann irgendwann auch wohl.
Natürlich ist es merkwürdig, wenn ich in normalen Klamotten ohne Perücke, mit langen Haaren und nicht im Leinenmantel, sondern in einem modernen Outfit ans Set komme und alle nennen mich Jesus.
Was waren denn für Sie die besonderen Herausforderungen in der Einarbeitung, gerade in diese Rolle?
Blümel: Also auf der einen Seite das Schauspielern. Ich habe das irgendwann auch mal studiert, das ist aber lange her. Zweieinhalb Stunden nicht als "Sänger Ben", sondern als Jesus auf der Bühne zu stehen, das ist schon eine Herausforderung, vor der ich einen riesen Respekt habe. Dazu kommt auf der anderen Seite, dass meine letzten gesanglichen Shows über zweieinhalb Stunden zehn Jahre her sind. Ich bin gerade echt im Training, die Stimme wieder fit zu bekommen.
"Ich habe mit meinen Jungs viel die Kinderbibel gelesen, weil ich finde, dass die Kinderbibeln so schön runtergebrochen sind auf das, worauf es eigentlich ankommt."
Haben Sie denn in der Vorbereitung auch die Bibel zur Hand genommen?
Blümel: Ich habe folgende Dinge gemacht: Ich habe mir die Passion von vor zwei Jahren angeguckt und mir den Film "Die Passion" angeschaut. Und, ganz lustig, ich habe mit meinen Jungs viel die Kinderbibel gelesen, weil ich finde, dass die Kinderbibeln so schön runtergebrochen sind auf das, worauf es eigentlich ankommt. Und da ist mir aufgefallen, dass die Popsongs der jetzigen modernen Zeit eigentlich genau davon handeln, worum die Geschichte von Jesus sich an sich dreht. Es geht um Nächstenliebe. Es geht um Sehnsucht. Es geht um Glauben an die Zukunft, Glaube an das Gute und vor allem um Liebe. Und das ist total witzig, dass das so kombinierbar ist. Das ist für mich eigentlich die Erkenntnis der Passion.
Welche Elemente der Geschichte Jesu haben Sie persönlich am meisten berührt?
Blümel: Ich finde Jesus so unglaublich mutig. So klar zu sein. An etwas zu glauben und auch an sich zu glauben. Sich lieben zu dürfen und zu sagen: Okay, das bin ich. Und das ist das, was ich gut finde und das sind meine Werte und dazu stehe ich. Da ist Jesus in seiner ganzen Geschichte ein absolutes Vorbild. Gerade in dieser Welt, in der alles so ein bisschen oberflächlich ist. In der es darum geht, wie weit, wie schnell, wie hoch, wie groß. Sich da zu fragen, geht es den Menschen gut, die einen umgeben. Ich glaube, darum geht's.
Wie würden Sie Ihren Jesus, den Sie jetzt spielen, in drei Worten beschreiben?
Ich glaube, es geht um Klarheit. Mut würde ich sagen. Und ich glaube, Jesus war noch nie so sensibel! Und gibt es auch eine bestimmte Szene, auf die Sie sich besonders freuen? Ich spiele eine Szene, das ist ein ganz intimer Moment mit Petrus. Petrus ist der festen Überzeugung, dass er für immer an meiner Seite oder an Jesu Seite ist, bis zum Tod. Und ich muss ihm leider sagen, dass das nicht so sein wird. Ein Wahnsinnsmoment. Ich singe davor ein Duett mit ihm. Und dann gibt es eine Szene, wo ich ihm sage, dass er mich dreimal verraten wird, bis der Hahn kräht. Und das ist schon so ein Moment, der mir persönlich unter die Haut geht.
Würden Sie sagen, dass Sie gläubig sind?
Blümel: Ja, definitiv. Ich bin christlich erzogen worden. Ich wurde getauft, da war ich, glaube ich, vier Monate alt. Also aussuchen konnte ich es mir nicht wirklich. Überzeugt hat mich aber dieses Gefühl von Gemeinschaft, Beisammensein und dieses Familiengefühl schon seit Kleinkindalter. Wir waren eine große Familie, aber wir hatten einfach eine noch größere Familie, weil wir in einer Kirchengemeinschaft großwerden durften. Ich denke liebevoll daran zurück.
"Ich wollte eigentlich immer gar nicht, dass der Pfarrer redet, sondern ich wollte eigentlich immer nur singen."
Auch das gemeinsame Singen in der Kirche fand ich zum Beispiel immer toll. Ich wollte eigentlich immer gar nicht, dass der Pfarrer redet, sondern ich wollte eigentlich immer nur singen. Und es gibt einfach eine gewisse Dankbarkeit in mir, auch oft genug einen gewissen Ansatz von Hoffen. Manchmal glaube ich, dass man an irgendetwas glauben muss. Und daran, dass es einfach Sinn macht, dass wir hier sind und dass wir uns benehmen sollen. Und das ist für mich Gott.
Welche Rolle spielt für Sie persönlich der Glaube im täglichen Leben?
Blümel: Ich glaube an das Gute. Ich möchte einfach ein Leben haben, zu dem ich stehen kann. Und ich glaube, das Leben wäre einfacher, wenn so ein bisschen mehr Jesus in jedem wäre, weil man gemeinsam für etwas stehen würde und nicht jeder immer nur an sich selbst denkt.
Was möchten Sie den Menschen, die die Passion gucken, durch Ihre Jesus-Interpretation mitgeben?
Blümel: Schaut über den Tellerrand. Und überlegt euch mal ein bisschen, was eigentlich der Sinn des Lebens ist. Miteinander zu sein, miteinander zu teilen, Zeit zu verbringen und auch einfach mal zufrieden zu sein mit dem, was man hat. Ich glaube überall, egal wo Leben stattfindet, ist die Chance auf eine gute Zeit vorhanden. Man muss sie einfach nur nutzen und sie sich manchmal auch wieder ins Bewusstsein rufen.
Sie haben in Ihrer Vorbereitung vieles über Jesus gelernt. Haben Sie auch etwas Neues an sich selbst entdecken können?
Blümel: Es kommt gerade so viel zurück. Ich bin ja ganz bewusst quasi komplett aus der Musik raus und bin in die Moderation gegangen. Ich finde für mich das Zurückkommen in die Musik auf diesem Weg durch diese Geschichte in dieser Rolle total spannend, weil es einfach so eine so eine gute Seite hat. Ich bin kein Böser, der irgendwelche Wut rauslassen muss, sondern ich darf auf der Bühne lieben und das ist schon großartig.
Planen Sie ein neues Album?
Blümel: Ich bin auf jeden Fall dran. Ich habe zwei kleine Jungs und da verschieben sich manchmal die Prioritäten. Der Große ist fünf, der Kleine drei und bei mir hat es halt ein bisschen länger gedauert, weil ich diese Zeit wirklich sehr genossen habe. Jetzt geht es raus aus dieser Babybubble. Ich habe Zeit wieder Dinge zu tun, die ich auch wirklich liebe. Und da gehört Musik definitiv mit dazu. Also ich könnte fast sagen: ja.
Welche andere biblische Rolle würden Sie gerne mal spielen?
Blümel: Also ganz im Ernst, ich habe mir so wenig Gedanken in meinem Leben über Aussehen gemacht. Wenn ich zurück an die Krippenspiele denke: Im Paradies wäre ich gerne mal der Apfel. Ich würde einfach nur am Baum hängen und gut aussehen.