Die Kirchenordnung der viertgrößten deutschen Landeskirche mit rund zwei Millionen Mitgliedern sieht vor, dass die Landessynode - das oberste Organ der westfälischen Kirche - bei einem vorzeitigen Ausscheiden der oder des Präses "spätestens auf der nächsten ordentlichen Tagung" eine Neuwahl vornimmt.
Das wäre die Herbstsynode Ende November. Sollte der Zuschnitt des Präses-Amts geändert werden, wäre dieser Termin allerdings nicht zu halten. Eine Neuwahl würde dann vermutlich im Herbst 2025 erfolgen. Denkbar ist auch, dass die Wahl auf kommendes Jahr verschoben wird, um Zeit für die Bewältigung aktueller Aufgaben und Reformüberlegungen zu gewinnen.
So müssen wegen eines Lochs im Etat der Landeskirche bei der nächsten Landessynode Anfang Mai ein Nachtragshaushalt und ein Haushaltssicherungskonzept vorgelegt werden. Eine solche Verschiebung würde allerdings ebenfalls eine Änderung der Kirchenordnung erfordern. Die oder der Präses führt laut Kirchenordnung den Vorsitz sowohl der Landessynode als auch der Kirchenleitung und des Landeskirchenamts in Bielefeld und versammelt regelmäßig die Superintendentinnen und Superintendentinnen zu gemeinsamer Beratung.
Die 61-jährige Theologin Kurschus hatte seit 2012 an der Spitze der westfälischen Kirche gestanden. Seit November 2021 war sie auch Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Am 20. November vergangenen Jahres trat sie von beiden kirchlichen Leitungsämtern zurück. Hintergrund waren Vorwürfe, sie sei mit einem Verdachtsfall an ihrem früheren Arbeitsort Siegen nicht ausreichend transparent umgegangen. Ein ehemaliger Mitarbeiter des Kirchenkreises Siegen-Wittgenstein wird beschuldigt, in den 90er Jahren junge Männer sexuell bedrängt zu haben.
Geleitet wird die westfälische Landeskirche bis zur nächsten Präses-Wahl vom theologischen Vizepräsidenten Ulf Schlüter. Kurschus übernimmt am 1. April neue Aufgaben als Pastorin und Seelsorgerin in den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel in Bielefeld.