Kinder bekommen ein Mittagessen in der Arche im Berliner Bezirk Hellersdorf.
epd-Bild/Christian Ditsch
Kinder bekommen ein Mittagessen in der Arche im Berliner Bezirk Hellersdorf.
Kinderhilfswerk "Die Arche"
Gründer: "Staat versagt bei Kinderarmut"
Der Gründer des christlichen Kinderhilfswerks "Die Arche", Bernd Siggelkow, sagte dem Portal "domradio.de" in einem am Sonntag veröffentlichten Interview: "Ich glaube, die Zeit der weichgespülten Worte zum Thema Kinderarmut ist vorbei."

Der Gründer des christlichen Kinderhilfswerks "Die Arche", Bernd Siggelkow, hat dem Staat und der Politik vorgeworfen, bei der Bekämpfung von Kinderarmut zu versagen. In Deutschland lebten mehr als vier Millionen Kinder in finanzieller Armut, sagte er dem Portal "domradio.de".

Ein Beispiel für das Versagen sei die Kindergrundsicherung. Das Bundesfamilienministerium habe dafür zwölf Milliarden Euro berechnet. Nach einem Kompromiss seien davon gerade 2,5 Milliarden Euro übriggeblieben. "Auf die Menschen umgerechnet, die darauf Anspruch haben, bleiben 30 Euro pro Monat und pro Familie übrig. Das ist eigentlich ein Witz", sagte Siggelkow.

Scharfe Kritik äußerte Siggelkow auch an dem seiner Ansicht nach "maroden Bildungssystem". Das Geld für die Kindergrundsicherung solle besser in die Bildung fließen, "in Menschen, in Fachkräfte, in Erzieher, die gerade in Ballungsgebieten Kinder in den Schulen besser unterstützen."

Das Lernen an sich sollte zudem eine bessere Stellung erhalten. Dazu müsse sich das Schulsystem am Kind orientieren und nicht das Kind am Schulsystem, betonte Siggelkow. "Dann verändern wir etwas." Einerseits wolle die Bundesregierung Leute aus dem Ausland holen, um den Fachkräftemangel auszugleichen, andererseits gebe es 50.000 Schulabgänger ohne Schulabschluss. "Was für ein Unsinn ist das, wenn wir unsere eigenen Kinder nicht fit machen und dann von außen Menschen holen müssen. Das ist doch ein Armutszeugnis für unser Land."

Siggelkow erneuerte seine Forderdung, arbeitsunwilligen Menschen ohne Kinder das Bürgergeld zu streichen und das eingesparte Geld in Alleinerziehende zu investieren. Es sei ungerecht, wenn jemand, der wiederholt Arbeitsstellen ablehne, die gleiche Erhöhung bekomme wie eine alleinerziehende Mutter, die ständig bemüht sei, einen Arbeitsplatz zu finden, ihn aber nicht bekommt, weil sie Kinder hat. "Wir sollten Arbeit subventionieren und nicht Kinder alimentieren", unterstrich Siggelkow. Eltern würden zu Vorbildern für ihre Kinder, wenn sie eine Chance auf dem Arbeitsmarkt erhielten und arbeiten gehen könnten.