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1. März, ARD, 20.15 Uhr
TV-Tipp:"Großstadtförsterin"
Hauptfigur Jana Doussière (Stefanie Reinsperger) wechselt von den urwüchsigen Vogesen in den Grunewald. Für die Försterin ist der Wald ein Ort der Stille, aber die Menschen in Berlin betrachten den Grunewald als Naherholungsgebiet und nehmen wenig Rücksicht auf die Natur. Aus diesem Zwiespalt entwickelt sich die Spannung des Films.

Kaum eine Metapher beschreibt den Gemütszustand eines Menschen besser als die Redensart vom Fisch auf dem Trockenen. Die entsprechenden Geschichten handeln von Personen, die aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen werden und große Mühe haben, sich an die neuen Umstände anzupassen. Im englischen Sprachraum gibt es mit "Fish out of water" sogar eine eigene Genre-Bezeichnung für solche Erzählungen.

Freitags im "Ersten" geht es dabei häufig um Städterinnen, die das Schicksal in die Provinz verschlägt. Beatrice Meiers Auftakt zur mutmaßlichen neuen ARD-Reihe mit dem scheinbar widersprüchlichen Titel "Großstadtförsterin" dreht den Spieß um: Hauptfigur Jana Doussière (Stefanie Reinsperger) wechselt von den urwüchsigen Vogesen in den Grunewald. Warum sie das riesige französische Mittelgebirge gegen den vergleichsweise winzigen Forst eintauscht, deutet der Film nur an. Der Neuanfang hat viel mit einer offenbar tragisch geendeten Beziehung zu tun, aber Details hat sich Autorin Meier wohl für eine mögliche Fortsetzung aufgehoben. 

Zunächst wird "Berliner Besonderheiten" seinem Episodentitel gerecht, denn Jana wird schon bei der Ankunft mit dem berüchtigten Charme der Einheimischen konfrontiert. Für die Försterin ist der Wald ein Ort der Stille, aber die Menschen in Berlin betrachten den Grunewald als Naherholungsgebiet und nehmen wenig Rücksicht auf die Natur; kein Wunder, dass Jana umgehend mit Leuten aneinandergerät, die ihre Strandpartys mit wummernden Bässen beschallen und Essensreste liegen lassen. Ein Vortrag der Försterin, dass Wildschweine auf diese Weise ihre Scheu verlören, aber durchaus gefährlich seien und dann möglicherweise "entnommen" werden müssten, landet umgehend im Netz und löst einen Shitstorm aus. Ein "Kurti" getaufter Keiler treibt es besonders toll und wird zum öffentlichen Liebling; prompt gibt es die erste Protestdemo gegen den Abschuss. 

Als Janas eigentliche Herausforderung entpuppt sich jedoch eine geplante E-Bike-Strecke. Für den Senat und ihre Freundin Aylin (Aybi Era), die sie nach Berlin geholt hat, stehen die ökologischen Vorteile außer Frage. Zwar müssten zwanzig Bäume gefällt werden, aber dafür würden Hunderte ihr Auto stehen lassen. Meier vertieft die prinzipiellen Aspekte der Diskussion nicht weiter, aber sie steht für eine grundsätzliche Problematik, die auch die Debatten über Windräder oder Stromtrassen prägt: Konkreter Naturschutz und übergeordneter Umweltschutz prallen scheinbar unvereinbar aufeinander. 

Die idealistische Jana und die pragmatische Aylin repräsentieren diesen Konflikt geradezu idealtypisch. Die Försterin hat eine unübersehbare Neigung zur Misanthropie und würde den Störfaktor Mensch am liebsten aus dem Wald aussperren. Die Senatsbeamtin erhofft sich von dem Prestigeprojekt einen Schub für ihre Laufbahn, hat aber dennoch durchaus ehrenwerte Motive: Je höher sie auf der Karriereleiter kommt, desto größer wird ihr Einfluss, um ihre ökologischen Ziele zu erreichen. Der Kontrast zwischen den beiden Frauen zeigt sich auch im Erscheinungsbild: Jana fühlt sich in ihrer Berufskleidung am wohlsten, Aylin ist auch bei den Ausflügen in den Wald sehr geschmackvoll gekleidet. Meier deutet allerdings an, dass die beiden Frauen zumindest aus Aylins Sicht mehr verbindet als nur ihre Freundschaft. Der Zwist droht die Beziehung jedoch zu beenden, zumal Jana erkennen muss, dass Aylin längst Fakten geschaffen hat. 

Die beiden Schauspielerinnen verkörpern die Gegensätze jederzeit glaubhaft. Die Österreicherin Reinsperger ist nicht zuletzt dank der Dortmunder "Tatort"-Krimis längst im hiesigen Fernsehen etabliert; Regisseurin Sabine Bernardi hat mit dem Team aus dem Ruhrgebiet die sehenswerte Episode ("Love is Pain" (2023) inszeniert. Aybi Era wiederum darf spätestens seit ihrer Hauptrolle in der ZDF-Krimiserie "Jenseits der Spree" (ab Staffel zwei) als kommender Star gelten.

Weniger prominent, aber ebenfalls interessant besetzt sind die Nebenfiguren. Jana wird nicht gerade mit offenen Armen als neue Revierleiterin empfangen: Robin Precht (Eugen Knecht) war die rechte Hand ihres Vorgängers und hätte den Posten gern selbst übernommen. Außerdem ist er strikt gegen ein Testprojekt von Fortwirtschaftsstudent Selim (Burak Sercan Akyol), der angesichts des Klimawandels widerstandsfähigere Atlaszedern ansiedeln möchte. Jana ist begeistert: Ihr Freund hat in den Vogesen genau die gleiche Idee verfolgt. "Großstadtförsterin" ist im Auftrag von RBB und der ARD-Tochter Degeto entstanden; ob aus dem Pilotfilm eine Reihe wird, hängt wie stets vom Publikumszuspruch ab.