Suzu lebt zurückgezogen, nur mit ihrem Hamster Punsuke, in einer winzigen Wohnung in einer japanischen Großstadt. Sie ist 25 Jahre alt und schlägt sich mit Aushilfsarbeiten durch. Sie hat keine Kontakte, vermeidet Besuche bei ihren Eltern, um deren Erwartungen an sie aus dem Weg zu gehen und auch gelegentliche Dates gehen schief. Als Suzu ihren Job in einem Familienrestaurant verliert, weil sie nicht liebreizend und gefällig genug ist, lässt sie sich in ihrer Verzweiflung auf eine eher abschreckende Tätigkeit ein: Sie wird Leichenfundortreinigerin.
In der Begründung der siebenköpfigen Jury um Vorsitzende Stefanie Drüsedau heißt es: "Neben dem Sterben vereinsamter Menschen gibt es weitere Themen, die in diesem Roman verwoben sind: die Würde des Menschen, soziale Isolation in Großstädten, Familienleben und Erwartungshaltungen, Alleinsein und Einsamkeit, Mitgefühl und Empathie, Achtsamkeit und Hoffnung. Und nicht zuletzt der Umgang miteinander im Leben sowie im Tod."
Mit frischer, dabei sensibler und unterhaltsamer Sprache habe Flasar diese wichtigen Themen so erzählt, dass sie anrührend und tiefgehend, optimistisch und würdevoll zugleich vermittelt werden. Das Ganze sei mit leicht schwarzem und trockenem Humor gewürzt. Mit feiner, umsichtiger Lebensphilosophie werde die Geschichte leicht zugänglich, aber auf prägnantem Niveau erzählt, so die Jury.
Milena Michiko Flasar, geboren 1980 in St. Pölten, hat in Wien und Berlin Germanistik und Romanistik studiert. Sie ist die Tochter einer japanischen Mutter und eines österreichischen Vaters. Ihre Romane "Ich nannte ihn Krawatte" und "Herr Kato spielt Familie" wurden mehrfach ausgezeichnet und in zahlreiche Sprachen übersetzt. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Wien.
Der Evangelische Buchpreis ist ein Leser:innenpreis und wird seit 1979 vom Evangelischen Literaturportal, dem Dachverband evangelischer öffentlicher Büchereien, verliehen. Gesucht werden Bücher, die anregen über sich selbst, das Miteinander und Leben mit Gott neu nachzudenken. Titel können nicht von den Verlagen oder Autor:innen, sondern von Lesenden in ganz Deutschland vorgeschlagen werden. Auf der Shortlist des Evangelischen Buchpreises 2024 standen neben dem Preisbuch noch 13 weitere Titel der Gegenwartsliteratur, neben Romanen auch Kinder-, Jugend- und Sachbücher. Der Jury gehören Mitarbeitende evangelischer Bibliotheken, Bibliothekar:innen und Theolog:innen und die Redakteurin des Evangelischen Literaturportals an.