"Aans is klar, da kannst drauf wetten: Es wär schon bled, wemmer dich net hättn!" Pfarrerin Sandra Zeidler hat den Kernsatz ihrer nächsten Predigt bereits gefunden. In der Vesperkirche in Nürnberg wird sie am Faschingssonntag eventuell - sie überlegt noch - mit einer roten Clownsnase auf die Kanzel gehen und in gereimter Form zur ganz besonderen Vesperkirchen-Gemeinde sprechen.
Die Spezies der reimenden Pfarrer, auf fränkisch, schwäbisch oder bayerisch, ist zwar nicht häufig, doch gelegentlich trifft man auf solche Exemplare. Der frühere Nürnberger St.-Lorenz-Pfarrer und Regionalbischof Christian Schmidt ist so eines. Seine kunstvollen Verse leiht sich die Lektorin Simone Adler manchmal aus, wenn sie einen Gottesdienst in ihrer Gemeinde Possenheim (Landkreis Kitzingen) hält, erzählt sie. Adler findet, dass die Kirche noch "Luft nach oben hat, Leute in die Kirche zu bringen".
Sandra Zeidler wird am Faschingssonntag über die Liebe predigen. Die Jahreslosung in der evangelischen Kirche, die lautet "Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe" soll das Thema sein - auf fränkisch: "Also, wenn' r was macht, dann bitte mit Liebe!", übersetzt die Theologin mit fränkischen Wurzeln.
In ihrer Predigt unter dem Motto "Wenn wir dich nicht hätten" wendet sie sich an die, die in der Gustav-Adolf-Gedächtniskirche täglich zusammensitzen, Kaffee trinken, reden, eine Beratung in Anspruch nehmen, zum Friseur gehen oder für einen Euro Mittag essen. "Da passieren einfach ganz normal menschliche Dinge, und die könnten schon auch in meine Faschingspredigt einfließen", verrät Zeidler vorab. "Blöde Witze" über Besucher reißen, will sie nicht. "Es ist mein Anspruch für die Predigt, dass es für alle lustig ist, man miteinander lacht".
Kein Lachverbot in der Kirche
Einfach ist es ja nicht, Scherze zu machen, die alle amüsant finden, und es gibt Themen wie Terror und Kriege, über die niemand lacht. Trotzdem findet Zeidler, dass man lustig sein dürfe, in der Kirche auf jeden Fall und in der Predigt auch. Miteinander zu lachen, schaffe Nähe. "Also ich finde, da gibt es kein Verbot - vielleicht gibt es sogar das Gebot, dass man miteinander lacht". Sie wisse gar nicht, wo das herkomme, dass es in der Kirche immer super ernst und trocken zugehen muss.
Zeidler erklärt, es sei gerade eine schwere Zeit für alle Menschen, "aber für die Gäste der Vesperkirche ist die Zeit anstrengend, weil die Menschen oft das Gefühl haben, sie kommen im Leben zu kurz. Das sind Menschen, die vom Leben gebeutelt sind". Ihnen wolle sie die Botschaft vermitteln: "Leute, es ist hier genug da, und wenn man sozusagen in Liebe miteinander umgeht, dann vermehrt sich das".
Diese Message soll die Zuhörerinnen und Zuhörer im fränkischen Dialekt erreichen. "Ich bin ja Fränkin, also insofern wird das schon auch hinhauen", strahlt sie Zuversicht aus. Im Dialekt sage sich natürlich auch manches leichter, "da ist schneller die Verbindung da, wenn man einfach weiß, was der andere meint".
Zum Humor und Dialekt kommt noch die Hürde des Reimens: "Wenn es mal hakt, dann muss man aus dem Haken was machen, dann muss der Haken auch witzig sein", stellt sie sich vor, hat aber einige Tage vor dem Faschingssonntag noch nicht alle Teile der Predigt zusammengefügt. Sie weiß aber, was der reimende Regionalbischof Christian Schmidt einmal sagte, "Aa a Faschingsbredigt derf ka Gschmarri sei!"